[Rezi] #4/14 - Was mit Rose geschah

Autor: Stef Penney
Titel: Was mit Rose geschah
Originaltitel: The Invisible Ones
Genre: Roman
Verlag: dtv (München)
 Erschienen: 07/2013
 Seiten: 448 S.
ISBN: 978-3-423-24961-4

"Als ich aufwache, kann ich mich an nichts mehr erinnern - bis auf eins."
(1. Satz)

Persönliche Zusammenfassung:
Ray Lovell ist Privatdetektiv und wird für einen neuen Fall angeheuert: Er soll nach der verschwundenen Rose Janko suchen. Diese hat vor Jahren in die Familie Janko eingeheiratet und sich deren Art - die der Roma - des Lebens angeschlossen. Doch schon bald darauf verschwand sie spurlos und lies ihren kranken Sohn alleine zurück.
Während Ray versucht an die Familie heranzukommen um die Wahrheit herauszufinden und einem Netz von Lügen gegenüber steht, bezahlt er das fast mit seinem Leben...

Rezension/Meinung:
„Was mir Rose geschah“ lockte mich gleich durch den Klappentext an und ich bin sehr froh, dass diese Geschichte hält was sie verspricht.

Der Einstieg in das Buch schafft es schon sich in das Gedächtnis des Lesers zu brennen, denn es scheint vor einem ein Mann zu liegen, dem es nicht mehr möglich ist, sich selbst zu bewegen noch zu artikulieren.
Das diese Person der Privatdetektiv dieser Erzählung ist, wird erst nach und nach klar. Dieser wurde von dem Vater von Rose beauftragt, nach ihr zu suchen. Seine Suche aber scheint schwerer als gedacht, denn die Familie in die sie eingeheiratet hat ist eine Roma-Familie und bekannt dafür zu schweigen. Ray aber ist selbst halber Roma und wird so zumindest nicht ganz abgelehnt.

Die Wahrheit aber lässt sich nicht so einfach aufdecken. Denn niemand scheint genau zu wissen, wann Rose verschwunden ist. Tag um Tag versucht Ray mehr herauszufinden, wobei er auf Lulu trifft, die mit zu der Familie gehört aber ein komplett anderes Leben führt. Sie zieht ihn auf unerklärliche Weise an, ist ihm gegenüber aber sehr abweisend.
Nebenbei kämpft Lovell auch noch damit, die Trennung von seiner Frau zu verdauen. Er wirkt wie der einsame Wolf, der sich in das Arbeitsleben stürzt um sein Privatleben ausblenden zu können. Familie Janko aber hat noch viel mehr Geheimnisse.

Neben seiner Geschichte aber erfährt man auch viel über die Familie Janko selbst, denn auch JJ ein Sohn dieser, bekommt in diesem Buch das Wort zugeteilt. Mit seiner manchmal kindlich-naiven Art berichtet er über sein Leben in einer Familie, die oftmals ausgestoßen wird und die schwere Last, die er dadurch mit sich trägt. Aber auch die Familienkrankheit ist ein großes Thema. Bisher hat diese fast alle männlichen Nachfolger der Familie getötet.
JJ konzentriert sich in seinen Worten auch auf das Erwachsen werden und macht seine ersten Erfahrungen mit der Liebe. Das Auftauchen von Lovell fasziniert ihn und er möchte selbst mehr über das Verschwinden von Rose erfahren.
Plötzlich erscheint ihm seine Familie in einem ganz anderen Licht. Sind sie wirklich alle wie sie scheinen? Welche Geheimnisse haben sie noch?

Eine Leiche wird entdeckt, eine Krankheit kann geheilt werden und eine Familie zerspringt in tausend Teile, all das, während Ray sich mit einer Vergiftung umherschlagen muss.
Was ist dieser Familie wirklich geschehen?

Gespannt verfolgt man die Worte dieser Geschichte und ihre Wendungen und Wandlungen. Davon gibt es in diesem Buch nämlich so einige. Was zuerst wie eine spannende Suche nach einer Vermissten wirkt, verwandelt sich in einen Sog von Familiengeheimnissen, die nur spärlich aufgedeckt werden.

Die Autorin konnte mich von Beginn an fesseln und ohne Probleme an der Geschichte halten. Die Worte sind gut gewählt und der Wechsel zwischen den Szenarien und den Blickwinkeln übt einen gewissen Reiz aus.
Gut angepasst sind die Worte an die beiden Erzähler und dadurch kommt es zu keiner Verwechslung der einzelnen Charaktere.

Das Thema „Roma“ ist mit bisher noch in keinem Buch so nah gekommen. Hier liest man über Vorurteile, aber sieht auch wie es für die Reisenden selbst ist, damit konfrontiert zu werden. Oftmals ist so ein Leben geprägt von Ablehnung, daher finde ich es gut, dass die Autorin hier eine Lanze bricht.

Auch das Thema Krankheit findet hier einen großen Platz.
Interessiert habe ich dies verfolgt und an einigen Stellen kam ich dann schon ins Grübeln, ob die Geschichten die die Familie Janko so erzählt wirklich stimmen könnten.

Am Ende dann kommt der große Knall und die Wahrheit hat es doch geschafft mich zu überraschen. Sicherlich kann man hier seine Zweifel haben, diese versucht Stef Penney aber schnell zu widerlegen und schafft dies auch größtenteils.

„Was mit Rose geschah“ ist eine abwechslungsreiche, spannende Geschichte, die einen noch lange an sich bindet, auch wenn man meint endlich zu wissen was mit Rose passiert ist.
Eine Familiengeschichte geheimnisumwogen und intensiv. Für Leser, die es gerne wandelbar und überraschend mögen. Die sich aber auch mit einem leicht chaotischen Hauptprotagonisten identifizieren können, der noch nicht genau weiß, wo er im Leben steht.

Ein Roman so anders, dass man sich nur schwer lösen kann und wie eine wilde Achterbahnfahrt.


Das Cover:
Diese Cover war mit ein Grund, dass ich in der Buchhandlung danach gegriffen habe. Denn auf mich hat es durch die Art, wie der Titel aufgedruckt ist, sehr interessant gewirkt. Aber auch die Frau (Rose) machte mich neugierig. Sehr gelungen.

Die Autorin:
Stef Penney aufgewachsen in Edinburgh, studierte zunächst Philosophie und Theologie an der Bristol University, später Filmwissenschaft am Bournemouth College of Art. Heute lebt sie in London. Ihr erster Roman, ›Die Zärtlichkeit der Wölfe‹ (2007), wurde ein Welterfolg und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. 

Weitere Bücher:
  • Die Zärtlichkeit der Wölfe (2007) 
Quelle: Bilder und Vita von der Verlagshomepage. 

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