[Rezi] #1/14 - Nichts für Anfänger

Autor: Kevin Maher
Titel: Nichts für Anfänger
Originaltitel: The Fields
Genre: Roman
Verlag: Blessing (München)
 Erschienen: 08/2013
 Seiten: 480 S.
ISBN: 978-3-89667-494-4

"Als Jack starb, war ich noch richtig jung, jünger als jetzt, und in einem Wutanfall sagte ich, dass ich so etwas nie wieder zulassen würde."
(1. Satz)

Persönliche Zusammenfassung:
Das Leben von Jim Finnigan wendet sich, als er mit ansehen muss, wie sein geliebter Kater sterben muss. Plötzlich fügt er sich nicht mehr den Regeln und mit seinen beiden Kumpels gerät er immer wieder in verfängliche Situationen. Er trinkt Alkohol und ist seinen fünf Schwestern und seinen gläubigen Eltern gegenüber aufmüpfig. Dann  aber schlägt das Leben erneut zu und nicht nur die Liebe zu Saidhbh steht auf der Kippe.

Rezension/Meinung:
Der Leser, der zu "Nichts für Anfänger" greift, weil er einen Roman erwartet, der vom Erwachsenwerden erzählt und durch Höhen und Tiefen watet, wird mit einer Erzählung konfrontiert, die zwar wie erwartet beginnt, aber eine überraschende und brutale Wendung vollzieht.

Der junge Jim Finnigan erzählt die Geschichte seines Lebens mit doch zum Teil sehr naiven Worten. Unverfänglich berichtet er von seinen Erlebnissen mit seinen beiden besten Freunden, seiner Liebe zu Saidhbh, die mit Kumpel Mozzo zusammen ist und über sein Zuhause, das er sich mit Mutter, Vater und fünf Schwestern teilen muss.
Lang erscheint er als ganz normaler Junge, der seine Grenzen testet und Abenteuer erlebt.
Als aber eines Abends seine Stimme ein ganzes Haus verzaubert und Pfarrer O'Culigenn auf ihn aufmerksam wird, wird dies zu seinem Verhängnis.
Der so scheinbar gläubige Mann bittet ihn im Knabenchor mitzusingen und bis zum Ende der ersten Probe freut sich Jim über diese Bitte.
Danach aber ist nichts mehr wie es war, denn der Vater hat ganz andere Pläne mit Jim. Er wird unfreiwillig zu seinem Gespielen und muss sexuelle Übergriffe über sich ergehen lassen. Reden tut er darüber nicht und während einer seiner Kumpel wegzieht und der andere immer mehr Abstand zu ihm sucht, schlägt er sich durch das Leben.
Neben dem Schmerz, spürt Jim aber auch Freude: Saidhbh scheint sich endlich für ihn zu interessieren und auch wenn er einige Jahre jünger ist, beginnen die beiden eine Beziehung, die vor Naivität strotz.
Jim schafft es sich den Fittichen O'Culigeen zu entziehen, aber das Schicksal nimmt seinen Lauf. Plötzlich wird der Vater schwer krank, die Familie scheint auseinander zu brechen und Saidhbh ist schwanger.
Das junge Paar sieht nur einen Weg: Flüchten und ohne Kind wieder nach Hause kommen. Bei seiner Tante geht es aber weiter drunter und drüber. Jim schließt sich einer zwielichtigen Gruppe an und während er seine inneren Kräfte findet, scheint Saidhbh immer verrückter zu werden.
Es scheint als gäbe es keinen Weg in das alte Leben zurück...

Ich selbst musste das Buch nach dem Ende von Teil eins erst einmal zur Seite legen, da es mich so sehr getroffen hat. Wenn man sich an den Verlauf der Geschichte gewöhnt hat, verschlingt man aber wieder Seite um Seite - trotz der bedrückenden und klaren Beschreibungen.

Auch brauchte ich erst einmal ein bisschen Zeit, mich daran zu gewöhnen, dass der Autor keine wörtliche Rede nutzt. Dies passt aber gut zu der Geschichte, denn es macht so etwas mehr klar, wie jung der Hauptprotagonist eigentlich noch ist.
Jim erfährt schon in seinen jungen Jahren eine Achterbahnfahrt des Lebens nach der anderen und man befürchtet lange, dass er schon mit den ersten seiner erzählenden Sätze recht hat und das Leben es mit ihm nicht gut meint. Nach großen Tiefs folgen kleine Hochs und enden doch irgendwie immer wieder in einer neuen Katastrophe. Erst als Jim jemanden aus der Vergangenheit trifft, scheint sich alles zum Guten zu wenden.

"Nichts für Anfänger" ist nichts für Gemüter, die sich der doch oft brutalen Welt nicht stellen wollen und nur an das Gute im Menschen glauben. Hier liest man keine seichte Geschichte über das Erwachsenwerden, sondern eine Erzählung, die manchmal chaotisch wirkt, aber immer auf einen Punkt kommt und den Leser oft ins Grübeln bringt.

Trotz all der negativen Worte und Erlebnisse in diesem Roman, ist man aber dennoch überrascht, wie positiv der Junge noch an das Leben geht und kann fast nicht anders als ihn zu bewundern. Der ihm zugeschriebene Humor wirkt da teilweise schon makabar, macht sie Geschichte aber eben mit aus.
Mich hat  der Teil etwas überrascht, in dem Jim plötzlich spirituelle Fähigkeiten entwickelt, da das für mich zeitweise recht aufgesetzt wirkte und zum Ende hin auch etwas Überhand nimmt. Aber der Verlauf der Geschichte entschuldigt dies und man findet sich einer gut abgeschlossenen Erzählung gegenüber, die das Leben schreibt.

Berührend, erschütternd und gleichzeitig intensiv mitreißend verfolgt man das Leben eines Jungen, das niemanden kalt lässt.


Cover:
Wie auch der Klappentext, wirkt das Cover recht unschuldigt und weist in keiner Weise darauf hin, was einen erwartet. Durch das Bild die Schriftart und die Farben ist es gut abgestimmt und macht neugierig.

Der Autor:
Kevin Maher wurde 1970 in Dublin geboren und zog 1994 nach London, um dort als Journalist zu arbeiten. Er schrieb unter anderem für den Observer und den Guardian und war Filmredakteur bei The Face. Seit acht Jahren ist er Kolumnist bei der Times. Nichts für Anfänger ist sein erster Roman.  

Weitere Bücher:
(bisher keine weiteren Veröffentlichungen)





5 Empfehlungen: 
 



Kommentare

  1. Mir hat das Buch auch unheimlich gefallen, auch wenn es echt nix für Anfänger ist :-) Am Ende von Teil 1 war ich auch erstmal ziemlich fertig, trotzdem musste man einfach weiterlesen.

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