[Rezi] no_way_out

Autor: Alice Gabathuler
Titel: no_way_out
Genre: Thriller
Verlag: Thienemann (Stuttgart)
 Erscheinungsjahr: 2013
 Seiten: 336 S.
ISBN: 978-3-522-20178-0
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"Am 26. Februar 2012 kaufte sich in Florida ein siebzehnjähriger Jugendlicher in einem Tankstellenshop eine Tüte Süßigkeiten und eine Dose Eistee und machte sich damit auf den Weg nach Hause."
(1.Satz)

Persönliche Zusammenfassung:
Mick, ein Straßenjunge, möchte weiter ziehen um sein altes Leben noch mehr hinter sich zu lassen. Doch bevor dies geschehen kann, wird er angefahren. Zuerst flüchtet der Fahrer, kommt dann aber voller Reue zurück und nimmt Mick mit zu sich nach Hause. Der kann nicht glauben wo er landet, denn Jake scheint ein reicher Mann zu sein, der nur sein Bestes will. Nur Stunden später revidiert Mick diesen Eindruck, denn plötzlich erwacht er neben der toten Hausbesitzerin. Er selbst kann sich nicht erinnern was passiert ist und sieht keinen anderen Ausweg als Flucht. Dabei nimmt er Edy, die Tochter der Familie, als Geisel. Eine Hetzjagd von Polizei, Medien und zwielichtigen Gestalten zieht sich durch die Orte, bis Mick vor einem Abgrund steht…

Rezension/Meinung:
„no_way_out“ ist ein hoch brisantes Buch, das so manch einen Leser aufwecken wird und danach unangenehme Fragen stellen lässt – wenn wohl auch nur sich selbst.
Es beginnt einfach und in einem lockeren Ton, geschrieben aus der Sicht von dem Hauptprotagonisten Mick, einem Straßenjungen, der keinen festen Wohnsitz hat und sich das Geld an allen möglichen Stellen zusammen schnorrt. Einzig sein bester Freund Smiley hat es geschafft ihn noch einigermaßen auf dem rechten Weg zu halten.
Man erfährt, dass für Mick das wichtigste seine Schwester ist, die er aber bei einem brutalen Pflegevater zurücklies und nach der er schon lange nicht mehr gesucht hat. Angst vor Verstoßung und davor, was aus ihr geworden sein könnte, haben ihn immer wieder davon abgehalten. Nun macht er sich auf und möchte seinen richtigen Weg finden. Dieses Vorhaben wird aber schneller zerstört, als er denken kann, denn er wird von einem Auto angefahren und schwer verletzt.
Ab diesem Moment beginnt für Mick der Horror seines Lebens. All die Schläge, Gewalt und Ausgrenzung die Jahre davor, sind nichts gegen das was er nun erleben muss: Er erwacht in einem protzigen Haus, wird vom Unfallverursacher gepflegt, von der Tochter Edy verachtet und der Frau angebaggert. Weder will er sich auf die Frau einlassen, noch länger an diesem Ort bleiben. Mit Hilfe eines privaten Arztes wird er immerhin wieder auf die Beine gebracht - bis er neben einer Leiche erwacht.
Verzweiflung und Angst packen ihn, denn nicht einmal Mick kann sagen ob er die Frau getötet hat. So kommt es, dass er Edy entführt, ein Auto stielt und sich auf zu Smiley, seinem Vetrauten, macht, der ihm bei der Flucht hilft. Schnell wird klar, dass mehr hinter dem Mord steckt und dass Mick das Opfer eines perfiden Plans ist.
Als Entführer, Straßenjunge und brutaler Mörder gebranntmarkt kann er seine Unschuld nicht beweisen und auf ihn wird von mehreren Parteien aus Jagd gemacht.
Erst als er von einer Frau Hilfe bekommt, deren Sohn ebenfalls unschuldig hinter Gittern sitzt, wird klar, dass er niemanden getötet hat. Doch lasten die Beweise schwer und bevor er die Wahrheit ans Licht bringen kann, sieht er sich seinen gefährlichen Gegnern gegenüber…

Der Sinn und Hintergrund der Geschichte bleibt dem Leser nicht lange verborgen und sicherlich wird sich nach der Lektüre der ein oder andere fragen, ob dieses brisante Thema vielleicht mehr als einen Funken Wahrheit enthält. Alice Gabathuler schreibt einem unschuldigen Jungen, der keinen Halt in seinem Leben hat und sich dadurch durch die Straßen des Landes kämpft zu, dass er von hochrangigen Geschäftsleuten hinterrücks in eine Falle gelotst wird. Lange geplant habe sie ihn heimlich verwanzt, verfolgt und nur auf den richtigen Moment gewartet in dem sie ihn beschuldigen konnten.
Hier wird damit gespielt, dass oft die Menschen, die scheinbar nichts mehr in ihrem Leben haben und dadurch auch nichts zu verlieren haben, unschuldig verurteilt werden oder ihnen Straftaten angelastet werden, da ihnen niemand glaubt, oder überhaupt zuhört.
Wenn man sich dabei die Verbrecherstatistik ansieht muss man die klaren Parallelen zu Realität sehen, denn ist es eindeutig, dass überwiegend Täter an den Pranger gestellt werden, die in der untersten Bevölkerungsschicht leben. Sicherlich wird dies den überwiegenden Fällen gut geprüft und somit bewiesen. Aber gibt es nicht vielleicht doch den ein oder anderen, der unschuldig hinter Gittern sitzt, weil reiche Leute sich einfach aus ihren Taten freikaufen und einen passenden Täter präsentieren konnten?

Dieses Buch heizt die Diskussionen wieder einmal an – was mir gut gefällt, denn insbesondere Jugendliche verurteilen Menschen schnell und schauen nicht oft hinter die Fassade. Mit dieser Geschichte um den siebzehnjährigen Mick, könnte dies zumindest ein paar Leser nachdenklich machen.

Die Geschichte ist spannend geschrieben, auch wenn ich von dem langen Vorlauf erst einmal etwas überrascht war. Durch den Klappentext ging ich davon aus, dass die Geschichte schon rasant starten würde. So aber konnte man zumindest einen Eindruck von Micks Lebensumständen bekommen.
Der Schreibstil ist der Generation angepasst und spiegelt zudem die Unsicherheit und Angst der Protagonisten wieder.

Die Autorin beschönigt nichts und die einzelnen Szenen wirken stimmig. Selbst das Mick irgendwann glaubt in dem einzigen Menschen dem er vertraut einen Gegner zu finden, passt gut in den Verlauf.
Gefallen hat mir auch, dass jedes Kapitel mir einem „Tweet“ beginnt. Die meisten Organisationen und Personen werden im Laufe der Geschichte auch mit einbezogen und bekommen ihren Platz darin.

Ein Buch das wieder klar macht, wie schnell man manch einen Menschen doch verurteilt, auch wenn dieser nicht einmal weiß wie ihm geschieht.

Realistisch, bedrückend, rasant und brutal, wird dieses Buch niemanden kalt lassen und auch nach Beenden immer noch in Atem halten.

Vielen Dank für das Exemplar an Thienemann und BdB.
Hier gibt es das Buch auch zu kaufen.

Cover/Titel:
Beides finde ich hier sehr stimmig, da der Titel ganz klar den Brennpunkt der Geschichte beschreibt, denn Mick finden fast keinen Weg aus der Situation. Das Cover gefällt mir gut, da es einen abgetragenen Eindruck macht und durch die besprayte Wand das Flair des Straßenjungen widerspiegelt. Die Graffitis neben dem Titel bennenen Wörter bzw. Namen aus der Geschichte.

Die Autorin:
Alice Gabathuler wurde 1961 in der Schweiz geboren. Sie arbeitete als Radiomoderatorin, Werbetexterin und Englischlehrerin. Heute ist sie Lehrerin in einer privaten Englischschule und freiberufliche Autorin. Sie lebt mit ihrer Familie in Werdenberg, einem kleinen Ort in der Ostschweiz.  Homepage der Autorin

Weitere Bücher:
  • Blackout (2013) - Rezi folgt
  • Matchbox Boy (2012)
  • dead.end.com (2011)
  • Freerunning (2010)
  • Mordsangst (2009)
  • ...
Quelle: Bilder und Vita von der Verlagshomepage.

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