[Rezi] Skin Deep

Autor: Laura Jarratt
Titel: Skin Deep - Nichts geht tiefer als die erste Liebe
Genre: Jugendroman
Verlag: Dressler (Hamburg)
 Erscheinungsjahr: 2012
 Seiten: 352 S.
ISBN: 978-3-7915-1033-0
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Persönliche Zusammenfassung:
Für Jenna zerspringt ihr Leben in tausende von Scherben, als sie nach einem schweren Autounfall erstmals wieder in den Spiegel blickt. Über ihr Gesicht ziehen sich Narben und sie kann ihren Anblick nicht ertragen. Bei diesem Unfall kam ihre beste Freundin ums Leben und auch dieser Schmerz sitzt tief. Lange versteckt Jenna sich im Haus, wagt sich nicht nach draußen aus Angst vor den Reaktionen der Anderen. Eines Tages will es der Zufall, dass sie auf Ryan trifft. Er sieht Jenna direkt ins Gesicht und sieht darin mehr als die entstellenden Narben. Jenna aber kann nicht glauben, dass Ryan an ihr interessiert ist und weist ihn erst ab. Als dann ein Mord geschieht, steht die ganze Stadt Kopf und der Mörder scheint Jenna näher zu sein, als sie ahnt…

Rezension/Meinung:
Mit „Skin Deep“ tritt dem Leser eine Lektüre gegenüber, die einmal nicht die perfekte Schönheit von ausgedachten Protagonisten enthält und somit nicht von schmachtenden Blicken und einer Liebe erzählt, die schon ab der ersten Seite klar strukturiert wird.

Der Einstieg in die Geschichte wirkt noch wie ein Erlebnis von Teenagern, wie man es sich in Extremfällen gut vorstellen kann: Gemeinsam fährt eine Gruppe durch die Gegend, im Auto wird getrunken und auch gekifft – selbst der Fahrer verwehrt sich Schluck und Zug nicht.
Wie erwartet kommt es dann zur Katastrophe und in einem unachtsamen Moment verfehlt der Wagen die Straße und landet am Fuße eines Hanges. Die Hauptfigur der Geschichte, Jenna, berichtet den Unfall aus ihrer Sicht und auch wenn sie selbst sich nicht an alle Einzelheiten erinnern kann, fühlt man wie einem die Gänsehaut über den Rücken fährt, denn die Szenerie wird so realistisch beschrieben, dass man sich der Bilder nicht verwehren kann.
Der darauffolgende Zeitsprung bringt den Leser in die Gegenwart. Schnell wird allzu klar, dass Jenna nicht mehr die aufgeweckte, abenteuerlustige Person wie im ersten Abschnitt ist. Durch den Unfall hat sie schwere Verbrennungen im Gesicht erlitten und fühlt sich nun wie ein entstelltes Monster.
Erst seit Kurzem geht sie wieder in die Schule, versucht sich dort aber dennoch zu verstecken und weiß genau, wie die anderen über sie reden. So ist es auch nachvollziehbar, dass sie ihre Nachmittage alleine Zuhause oder auf einsamen Spaziergängen mit ihrem Hund verbringt.
Eines Tages aber entwickelt sich der Spaziergang zu einer Katastrophe. Am Fluss steht sie plötzlich einem Jungen gegenüber, der sie überrascht anblickt. Jenna ist von Ryan sogleich angetan, aber sein Gesichtsausdruck als er ihre Narben sieht schockiert sie zu sehr und die rennt vor ihm weg.
Danach wechseln die Kapitel jedes Mal ihre Sichtweise und neben Jenna erzählt nun auch Ryan „Skin Deep“ aus seiner Sicht. Anfangs findet Jenna kaum Platz in Ryans Erzählungen, der mit seiner manisch depressiven Mutter auf einem Hausboot lebt und so von Ort zu Ort reist. Er möchte endlich mehr vom Leben und nicht immer wieder diese Abweisung spüren. Heimlich sucht er sich einen Job, was seiner Mutter alles andere als gefällt und lässt sich auf die Tochter seines Chefs ein um ein bisschen Spaß zu haben. Bald darauf begegnet er Jenna wieder und durch seine Hilfe entkommt sie einer bedrohlichen Situation. Nach diesem Abend entwickelt sich zwischen den beiden eine Freundschaft, die immer tiefer geht und Jenna immer mehr verändert. Plötzlich sind nicht mehr die schrecklichen Narben der Mittelpunkt ihres Lebens, sondern Ryan. Aus Freundschaft wird Liebe, die aber nicht jedem schmeckt. Jennas Eltern stellen sich dagegen, Jenna aber will endlich wieder richtig leben.
Als dann Steve, der Unfallverursacher, tot ausgefunden wird, werden Jennas Vater und auch Ryan als Mörder verdächtigt. Gegen jede Regel kämpft Jenna um die Wahrheit und merkt schnell, dass nicht alle die sind, die sie zu sein scheinen.

„Skin Deep“ konnte mich von der ersten Seite an fesseln und hat mich erst langsam wieder losgelassen. Das Thema des Buches hat einen ernsten Hintergrund und lässt dadurch keinen Leser kalt. Was so fröhlich beginnt und doch schon zum Nachdenken anregt, endet in einer kompletten Katastrophe und zeigt insbesondere dem jungen Leser, dass so manch ein Fehler schwere Folgen haben kann.

Durch Jennas beginnende und endende Worte wird zudem deutlich, dass Kinder bzw. Jugendliche noch nicht die Tragweite ihres Handelns einschätzen können bzw. Gedanken hegen wie hier das „hässliche Menschen keine Gefühle haben“. Eine harte Aussage, die aber klar zeigt, wie wenig Gedanken die eine Lebensschicht in manchen Kulturen der anderen widmet.
Klare Worte der Oberflächlichkeit, die sich aber im Laufe des Buches klar wandeln.

Der Schreibstil spricht die angesprochene Generation dieser Lektüre klar an, denn sie spiegelt deren eigene Wortwahl wieder. Dadurch lässt sich die Geschichte flüssig lesen und schafft es dennoch gerade die Leute nachdenklich zu stimmen, die ebenfalls nicht wirklich an die Konsequenzen ihres Handelns denken. Die gerade den Führerschein erworben, wild rasen, nur um cool zu sein, sich immer wieder ablenken und mitreißen lassen und noch gar nicht wissen, was alles passieren kann, wenn diese Ablenkung einen Unfall provoziert. Denn man sollte sich immer vor Augen halten, dass man nicht nur sein eigenes Leben zerstören kann.
Ich finde „Skin Deep“ gut und realistisch geschrieben, denn viele eingebrachte Faktoren geschehen so auch im Alltag. Zudem weist dieses Buch auch auf, dass Menschen die von Natur aus, oder eben durch einen Unfall, an einem Handicap leiden oder Narben mit sich tragen, dennoch genauso Mensch sind wie jeder andere. Nur weil sie vielleicht anders gehen, aussehen oder reden, schließt dies nicht aus, sie wie normale Menschen zu behandeln, denn genau das sind sie. Daher räumt dieses Buch auch mit Vorurteilen auf und macht deutlich, wie schwer es für einen Menschen ist, der durch irgendein Merkmal aus der Masse sticht, ein fröhliches Leben zu genießen.
Aber es zeigt auch klar, dass auch Menschen, die sich am liebsten verstecken eine Chance aufs Glück hätten, würden sie sich nur selbst genug zutrauen und den Weg nach draußen finden und mutig beschreiten.

Bedrückend, aufweckend, realistisch und tief dringt die Geschichte unter die Haut jeden Lesers und hinterlässt eine Spur in jedem Gesicht, die sich nur schwer davon wischen lässt.


Cover/Titel:
Das Cover bietet den Leser genau wie der Inhalt der Geschichte jede Menge Stoff zum grübeln. Die zersprungene Glasscheibe auf dem Cover macht deutlich, dass es hier nicht einfach läuft und nicht jeder glücklich ist, die Färbung macht den Eindruck einer rosaroten Brille. Der Titel ist passend, denn das was in der Geschichte passiert geht tief unter die Haut.

Die Autorin:
Laura Jarratt wurde 1972 in Salford geboren. Englisch war zwar schon in der Schule ihr Lieblingsfach, aber sie hat trotzdem Naturwissenschaften studiert. Heute arbeitet sie tagsüber im Bildungssektor und schreibt nachts Bücher für Jugendliche – ihrer Meinung nach die spannendsten Menschen der Welt.
Laura Jarratt lebt mit ihrer Katze in Cheshire, England und arbeitet zurzeit an ihrem zweiten Roman.
Homepage der Autorin

Weiter Bücher:
(bisher keine weiteren deutschen Veröffentlichungen)

Quelle: Vita und Bilder von der Verlagshomepage.

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