[rezi] #22/2018 - Sommerhit

Autor: Tom Liehr
Titel: Sommerhit
Genre: Roman
Verlag: atb (Berlin)
Erschienen:
03/2013
Seiten: 330
ISBN: 978-3-7466-2920-9

""Hier rechts", sagte ich, aber der Taxifahrer hatte längst den Blinker gesetzt."
(1. Satz)

Persönliche Zusammenfassung:
Falk Lutter wird die erste große Reise mit seiner Familie nie vergessen, denn diese ändert alles in seinem Leben: Nicht nur, das er in diesem Sommer seine erste große Liebe kennen lernt, auch wird seine Familie zerrissen. Seine Mutter flüchtet mit ihm nach Westdeutschland und dort wird der „dicke Ostler“ in der Schule gleich als Mobbingopfer auserkoren. Die Schulzeit ist für ihn alles andere als leicht und nur schwer kann er die Angriffe der anderen verarbeiten. Erst Martin Gold kann ihn aus der Starre erwecken und ihm einen neuen Lebensweg zeigen.

Rezension/Meinung:
Mit „Sommerhit“ gibt Tom Liehr, dem Leser eine Geschichte mit, die sich nicht nur darum dreht, wie es war in den 1980er Jahren in Ost- und Westdeutschland zu leben und mit vielen Vorurteilen zu kämpfen. Er entspinnt eine Erzählung in der Gewalt, Unterordnung und Mobbing als Themen großgeschrieben werden. Gleichzeitig aber gibt er dem Hauptprotagonisten so viel Mut und Kraft, dass dieser aus seinem scheinbar vorherbestimmten Leben ausbrechen kann und ein ganz anderes beginnt.
Das größte Thema in diesem Buch aber ist die Musik. Man erfährt wie die Menschen in der Geschichte zur Musik gefunden haben und was diese mit ihnen macht.

Der Autor schreibt die Geschichte in Worten, die einfach sind, den Leser aber genau durch ihre Einfachheit einfangen und mit in die anfangs kleine Welt Lutters nehmen.
Man verfolgt gespannt, wie der verschüchterte Junge, der den Sinn des Wortes „Cool“ nur schwer begreift, zu dem Musiker wird, dessen Biografie am Anfang des Buches angeschnitten wird.

Gemeinsam wandert man durch die Zeit, verfolgt erstaunliche Entwicklungen, erkennt aber gleichzeitig, dass man nicht alles aus seiner Vergangenheit einfach raustilgen kann und einiges auch ein Halt fürs Leben werden kann.
Der Leser springt zwischen der Jetztzeit der Geschichte und der chronologischen Vergangenheit hin und her, ohne den Faden zu verlieren.

Hier handelt es sich um eine Geschichte, die nicht nur an Interessenten der neueren Zeitgeschichte Deutschlands gerichtet ist. Auch Musikliebhaber werden die Melodien und Lieder in ihrem Kopf rauf und runter hören. Besonders toll ist es, dass der Songtext des Liedes, welches hier einen hohen Stellenwert hat, wirklich ausgearbeitet und niedergeschrieben wurde.

Noch wichtiger aber ist die Botschaft, dass Mobbing ein Thema ist, das nicht unter den Tisch gekehrt werden sollte! Dass man den Mut aufbringen sollte und etwas sagen, bevor es zu spät ist. Ich denke, dies ist gerade in der heutigen Zeit eine wichtige Botschaft, was das Buch auch Jahre nach erschienen noch sehr lesenswert macht.
Eine Geschichte, die viele Lügen und Geheimnisse aufdeckt und von Seite zu Seite eine Melodie spielt, die den Leser schmunzeln lässt und nachdenklich macht. Wunderbar erzählt, mit einer tollen Playlist am Ende, die die Geschichte noch einmal nacherzählt.


Der Autor:
© privat
Tom Liehr, geb. 1962 in Berlin, war Redakteur, Rundfunkproduzent und DJ. Seit 1998 Besitzer eines Software-Unternehmens. Er lebt in Berlin.
Homepage des Autors.

Weitere Titel (Auswahl):
 
Quelle: Bilder und Vita von der Verlagshomepage.

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