[Rezi] #5/2018 - Ich lass dich nicht los
Autor: Madeleine Reiss
Titel: Ich lass dich nicht los
Originaltitel: Someone to Watch Over Me
Genre: Roman
Verlag: Goldmann (München)
Erschienen: 07/2015
Seiten: 349
ISBN: 978-3-442-48098-2
Titel: Ich lass dich nicht los
Originaltitel: Someone to Watch Over Me
Genre: Roman
Verlag: Goldmann (München)
Erschienen: 07/2015
Seiten: 349
ISBN: 978-3-442-48098-2
"Er hielt ihre Hand ganz fest."
(1. Satz)
Persönliche Zusammenfassung:
Carrie und Molly begegnen sich das erste Mal am Strand von
Norfolk. Beide sind sie mit ihren Söhnen dort und genießen den Sommertag. Doch nur
eine der beiden kehrt am Abend wieder mit Kind nach Hause zurück. Charlie,
Carries Sohn, verschwindet spurlos. Weder wird er im Wasser gefunden, noch
irgendwo an Land. Jahre später versucht sie ihr Leben noch immer zu richten,
sie eröffnet mit ihrer besten Freundin einen Laden und trifft eines Tages auf
Molly und Max. Die Erinnerungen überschwemmen sie und es scheint als würde sie
immer wieder an den Tag zurückkehren. Als Max dann noch behauptet, dass Charlie
bei ihm sei, kann sie nicht anders, als ihrer Trauer freien Lauf zu lassen –
denn noch immer weiß niemand was wirklich passiert ist...
Rezension/Meinung:
Wenn ein Kind spurlos verschwindet, hinterlässt es im Leben
der Familien ein großes Loch. Egal wie viel Zeit vergeht, egal wie viele Wunden
geheilt sind – diese eine kann sich nicht schließen, wenn man nicht erfährt was
mit seinem Kind passiert ist.
Dies macht auch Carrie durch. Ihr Sohn Charlie verschwindet
an einem wunderbaren Sommertag am Strand. Nur einen Augenblick hat sie nicht
aufgepasst und er verschwindet ohne einen Hinweis. Auch Jahre später kommt sie
damit nicht klar, sieht aber ein, dass sie wieder anfangen muss zu leben. In
ihrem neuen Laden kann sie sich gut ablenken und der Leser spürt eine
Unbeschwertheit, die nur an der Oberfläche Carries treibt. Darunter sind das
Chaos, die Trauer und der Wunsch nach Antworten allgegenwärtig.
Neben Carries Geschichte begegnet man auch Molly. Die beiden
trafen sich einst nur am Strand und ihre Söhne spielten miteinander, doch auch
wenn sie danach keine Worte mehr sprachen, leben sie doch nicht allzu weit voneinander
entfernt. Molly ist mit Leib und Leben Mutter. Sie hat keine Arbeit und ihr
Leben für ihren Ehemann aufgegeben. Doch dieser Mann hat lange vor ihr
versteckt, wer er wirklich ist: nachdem er sie mehrfach brutal verletzt hat, hat
sie ihn aus dem Haus gejagt. Dennoch erhält sie regelmäßig immer wieder Hinweise,
dass er näher scheint als er sollte.
Nur ein Zufall führt die beiden Frauen erneut zusammen.
Während Carrie noch immer versucht herauszufinden was mit Charlie passiert ist,
aber gleichzeitig die Liebe neu entdeckt und von ihrer Mutter belagert wird:
gerät Molly immer mehr in Gefahr. Ihr Mann lauert ihr auf – und das mit keinen
guten Absichten, bis sie plötzlich ebenfalls verschwindet. Plötzlich schickt Charlie
Botschaften an Carrie, denn nur er kann Max und Molly retten...
Nach dem Prolog musste ich bei dieser Geschichte erst einmal
tief durchatmen. Wenn man selbst ein Elternteil ist, blickt man automatisch
umher um festzustellen, ob das eigene Kind noch da ist. Die Beschreibung des
Verschwindens und der damit verbundenen Gefühle ist sehr intensiv und bereitet
dem Leser eine Gänsehaut. Um dieses Gefühl abzuschwächen wechselt die Autorin mit
dem ersten Kapitel in die Jetztzeit und berichtet von den aktuellen Umständen
und Lebenswegen der beiden Hauptprotagonistinnen. Schnell hat man das Gefühl, dass
Carrie die guten Seiten anzieht, wie Molly die Schlechten.
Erst nach und nach erschließt sich dem Leser die Verbindung
der beiden Jungen. Diese kommunizieren miteinander und scheinen in einer mystischen
Verbindung zueinander zu stehen. Da es nicht zu übertrieben ist, kann man
dieses Buch auch gut lesen, wenn man solchen Themen nicht zugeneigt ist.
Ich selbst hatte eine andere Art der Auflösung der
Geschehnisse erwartet, war dadurch aber nicht abgeschreckt oder gar enttäuscht.
Die Autorin zeichnet wunderbar verschiedene Charaktere in
dieses Buch und man kommt kaum umhin sie allesamt so zu sehen, wie sie es sich
wünscht. Zuneigung, Gefallen und Abneigung finden die richtigen Protagonisten
und man kann sich die Personen sehr gut vorstellen.
Bis auf die eben etwas mystische Verbindung und den Auftritt
eines Mediums, kann man fast alle Erlebnisse und Beschreibungen nachempfinden.
Lediglich störend fand ich Carries Mutter, die für mein Gefühl zu lange in der
Geschichte verweilt.
„Ich lass dich nicht los“ ist eine verzweifelte Suche nach
Antworten und Menschen, ein Buch das Herzen bricht und sanft kittet um deutlich
zu machen, dass es irgendwann – auch ohne zu vergessen – einen Weg in die
Zukunft geben muss.
Auch ein Hauch Spannung wird zum Ende hin nicht vergessen
und konnte mir somit gut über die übernatürlichen Phänome eine Brücke bauen.
Ein Buch voller Angst, Wut, Freundschaft und Leben trotz all
der Schwere der Seiten.
Für Leser von Cecilia Ahern, die gerne etwas mehr Spannung suchen
und den oft verheimlichten Lebensumständen ins Auge blicken können.
Die Autorin:
Das Schreiben wurde Madeleine Reiss gewissermaßen in die Wiege gelegt,
denn sie ist die älteste Tochter des 2012 verstorbenen Schriftstellers
und Booker-Preis-Gewinners Barry Unsworth. Madeleine Reiss arbeitete
viele Jahre als Journalistin, bevor sie mit »Ich lass dich nicht los«
ihren ersten Roman vorlegte, der aus über 1000 Einsendungen einen
Buchwettbewerb des bekannten englischen TV-Talks »The Alan Titchmarsh
Show« gewann. Sie hat zwei Söhne und lebt mit ihrer Familie in Cambridge.
Weitere Titel:
Quelle: Vita und Cover von der Verlagshomepage. Foto der Autorin von Twitter.
Weitere Titel:
Quelle: Vita und Cover von der Verlagshomepage. Foto der Autorin von Twitter.
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