[Rezi] Das Böse, das im Herzen schläft
Autor: Erin Kelly
Titel: Das Böse, das im Herzen schläft
Originaltitel: The Burning Air
Genre: Thriller
Verlag: Goldmann (München)
Erscheinungsjahr: 2013
Seiten: 448 S.
ISBN: 978-3-442-47929-0
ISBN: 978-3-442-47929-0
"Ich betrachte dies als Geständnis und Entschuldigung."
(1. Satz)
Persönliche Zusammenfassung:
Was bedeutet Familie? Wie viele Rückschläge, Lügen und Verluste hält eine Familie aus?
Die MacBrides leben in einem stattlichen Haus und sind privilegiert, doch der Glanz der Familie beginnt abzustumpfen. Erst stirbt die Mutter Lydia und dann schleicht sich Betrug und Verrat in ihr Leben. Als sich die Geschwister Tara, Felix und Sofie mit dem Rest der Familie auf machen und wie jeden November nach Devon in ein abgelegenes Haus fahren, ahnen sie nicht was sie dort erwartet: Jemand will ihre eingeschworene Gemeinschaft zerstören.
Rezension/Meinung:
Nach einigen begeisterten Stimmen zu diesem Buch, kam auch ich nicht umhin danach zu greifen.
Leider konnte ich die Begeisterung anfangs nicht ganz teilen, denn es fiel mir recht schwer mich in die Geschichte zu denken. Immer wieder verlor ich den Faden, meine Gedanken schweiften ab und ich war kurz davor mich zu fragen ob das weiterlesen überhaupt Sinn machen würde. Dann aber kam der große Wandel und die Autorin konnte mich an die Geschichte fesseln.
Alles beginnt mit den Worten Lydias, die vor ihrem Tod noch ein paar Dinge loswerden möchte und diese niederschreibt. Ganz ahnt man da noch nicht, was es mit dem Schreiben auf sich hat und es scheint alles wie im Nebel. Doch bevor man mehr über die Person erfahren kann, wechselt die Sichtweise des Schreibens mit dem Augenmerk auf Sophie, eine von Lydias Töchtern.
Man gerät in eine bedrückende Szenerie, denn Lydia liegt im Sterben. Und obwohl Sophie hoch schwanger ist, scheint sie als Einzige der Familie die Organisation im Griff zu haben, bis sie merken muss, dass ihr Privatleben von Lügen überschattet wird.
Mehrere Ereignisse stürzen gleichzeitig auf sie ein, aber tiefergehende Details, wie sie damit umgeht erhält man nicht, da ein kleiner Zeitsprung stattfindet. Der Leser steigt erst Monate später wieder in die Geschichte und sogleich begegnet man dem Ort um den es in dieser Geschichte geht: Far Barn, ein kleines Anwesen in Devon. Dort treffen sich alle Mitglieder der Familie MacBride. Dieses Jahr scheint alles anders, denn nicht nur das Lydia nicht mehr dabei ist, auch bringt der entstellte Bruder Felix eine Fremde mit an den Ort, der seine Kindheit bestimmt hat.
Kerry wirkt ruhig und zurückhaltend in ihrer Schönheit – doch der erste Eindruck täuscht.
Nachdem man einen Eindruck von der Familie und deren Verhältnisse zueinander bekommt, was aber teilweise auch sehr chaotisch wirkt, wechselt wieder die Szenerie und man sieht sich Darcy gegenüber. Darcy scheint nichts mit der Familie zu tun zu haben und man kann diese Person erst einmal nicht einordnen. Nach und nach verfolgt man die Kindheit und welche Verbindung zu den MacBrides besteht. Eine kranke Mutter und die Ablehnung der Aufnahme in einem Internat für Hochbegabte führen zu Wut und Hass.
Mich konnte die Autorin an diesem Punkt lange an der Nase herumführen, denn für mich war der Name Darcy klar für das weibliche Geschlecht bestimmt, hier aber handelt es sich um einen Jungen. Während er von seinem Leben und seinen Taten berichtet, die auch die MacBrides betreffen, merkt man immer mehr, wie in einem Gänsehaut aufsteigt, denn von Kind an hat er geplant, was er Jahrzehnte später in Far Barn durchführt. An diesem Ort will er sich rächen, für den Schmerz seiner Kindheit; den Tod seiner Mutter und das Leben, das er nie führen konnte. Hierfür nutzt er Mittel, die man fast nicht glauben kann.
Er schleicht sich in die Familie und schmiedet immer weiter an seinen Plänen, bis er am Ziel scheint: dem Ende der Familie MacBride.
Nachdem ich mich endlich gut auf die Geschichte einlassen konnte, war das Lösen von den Seiten doch recht schwierig. Es scheint unvorstellbar, dass ein Mensch von klein auf, eingeimpft durch die Mutter, so einen Hass auf eine Familie entwickeln kann – die doch gar nichts wirklich Schlimmes getan hat.
Erin Kelly bringt dies dem Leser so nah, dass man einerseits den Kopf schütteln muss und vor dieser Gefühlsintensität Darcys zurückschreckt; aber andererseits nachvollziehen kann, wie er sich alles zurechtrückt, damit er seinen Hass weiter auf die Familie projizieren kann.
Unglaubwürdig fand ich, die Einbrüche Darcys bei so einer reichen Familie, die ohne Konsequenzen bleibt.
Mir hat der Kontrast zwischen den einzelnen Abschnitten gut gefallen, denn wo auf der einen Seite eine so große Familie steht, die vieles durchmachen musste, die aber dennoch immer zusammen gehalten hat, liegt auf der anderen Seite die brutale Einsamkeit eines Mannes, der perfide Pläne schmiedet.
Die Autorin gewährt dem Leser ansatzweise in jedes Leben der vorkommenden Personen einen Einblick und man sieht einiges aus verschiedenen Blickwinkeln – was sehr gut in diese Geschichte passt. Auch schafft sie es, dass man sich nie sicher sein kann, was auf der nächsten Seite folgt, denn auch wenn man nach und nach eine Ahnung davon bekommt, was passieren wird, schafft sie es dennoch zu überraschen.
Die Worte sind gut gewählt, denn auch wenn man meinen könnte, dass dies ein schnellläufiger Thriller ist, dessen Hauptstory klar umrissen ist und nicht mehr Tiefe zulässt, ist dies hier gut gelungen. Durch das Eingehen auf Gefühle, die Zeitsprünge und Wechsel zwischen Perspektiven und Personen ergibt sich ein spannendes und tiefgehendes Gebilde, das auch nicht Einstürzt, als die Lügen in dieser Geschichte die Überhand nehmen.
Zum Ende hin flacht die Spannung wieder etwas ab, was dort aber nicht fehl am Platz wirkt, sondern sich perfekt einfügt.
Dies ist ein Thriller, der aufweist wie viel Hass ein Mensch in sich tragen kann, auch wenn er keinerlei Anstalten macht, diesen zu zeigen.
Eine klare Darlegung dafür, dass man einem Menschen nur vor dem Kopf schauen kann.
Ein Thriller der dazu einlädt spannende Stunden zu verbringen und sich von einem warmen Tee von innen wärmen zu lassen, während die Geschehnisse in der kalten Abgeschiedenheit des Buches ihren Höhepunkt erreichen und etwas hinterlassen, dass man nur bewundernswerten Zusammenhalt nennen kann.
Quelle: Bilder und Vita von der Verlagshomepage.
Die MacBrides leben in einem stattlichen Haus und sind privilegiert, doch der Glanz der Familie beginnt abzustumpfen. Erst stirbt die Mutter Lydia und dann schleicht sich Betrug und Verrat in ihr Leben. Als sich die Geschwister Tara, Felix und Sofie mit dem Rest der Familie auf machen und wie jeden November nach Devon in ein abgelegenes Haus fahren, ahnen sie nicht was sie dort erwartet: Jemand will ihre eingeschworene Gemeinschaft zerstören.
Rezension/Meinung:
Nach einigen begeisterten Stimmen zu diesem Buch, kam auch ich nicht umhin danach zu greifen.
Leider konnte ich die Begeisterung anfangs nicht ganz teilen, denn es fiel mir recht schwer mich in die Geschichte zu denken. Immer wieder verlor ich den Faden, meine Gedanken schweiften ab und ich war kurz davor mich zu fragen ob das weiterlesen überhaupt Sinn machen würde. Dann aber kam der große Wandel und die Autorin konnte mich an die Geschichte fesseln.
Alles beginnt mit den Worten Lydias, die vor ihrem Tod noch ein paar Dinge loswerden möchte und diese niederschreibt. Ganz ahnt man da noch nicht, was es mit dem Schreiben auf sich hat und es scheint alles wie im Nebel. Doch bevor man mehr über die Person erfahren kann, wechselt die Sichtweise des Schreibens mit dem Augenmerk auf Sophie, eine von Lydias Töchtern.
Man gerät in eine bedrückende Szenerie, denn Lydia liegt im Sterben. Und obwohl Sophie hoch schwanger ist, scheint sie als Einzige der Familie die Organisation im Griff zu haben, bis sie merken muss, dass ihr Privatleben von Lügen überschattet wird.
Mehrere Ereignisse stürzen gleichzeitig auf sie ein, aber tiefergehende Details, wie sie damit umgeht erhält man nicht, da ein kleiner Zeitsprung stattfindet. Der Leser steigt erst Monate später wieder in die Geschichte und sogleich begegnet man dem Ort um den es in dieser Geschichte geht: Far Barn, ein kleines Anwesen in Devon. Dort treffen sich alle Mitglieder der Familie MacBride. Dieses Jahr scheint alles anders, denn nicht nur das Lydia nicht mehr dabei ist, auch bringt der entstellte Bruder Felix eine Fremde mit an den Ort, der seine Kindheit bestimmt hat.
Kerry wirkt ruhig und zurückhaltend in ihrer Schönheit – doch der erste Eindruck täuscht.
Nachdem man einen Eindruck von der Familie und deren Verhältnisse zueinander bekommt, was aber teilweise auch sehr chaotisch wirkt, wechselt wieder die Szenerie und man sieht sich Darcy gegenüber. Darcy scheint nichts mit der Familie zu tun zu haben und man kann diese Person erst einmal nicht einordnen. Nach und nach verfolgt man die Kindheit und welche Verbindung zu den MacBrides besteht. Eine kranke Mutter und die Ablehnung der Aufnahme in einem Internat für Hochbegabte führen zu Wut und Hass.
Mich konnte die Autorin an diesem Punkt lange an der Nase herumführen, denn für mich war der Name Darcy klar für das weibliche Geschlecht bestimmt, hier aber handelt es sich um einen Jungen. Während er von seinem Leben und seinen Taten berichtet, die auch die MacBrides betreffen, merkt man immer mehr, wie in einem Gänsehaut aufsteigt, denn von Kind an hat er geplant, was er Jahrzehnte später in Far Barn durchführt. An diesem Ort will er sich rächen, für den Schmerz seiner Kindheit; den Tod seiner Mutter und das Leben, das er nie führen konnte. Hierfür nutzt er Mittel, die man fast nicht glauben kann.
Er schleicht sich in die Familie und schmiedet immer weiter an seinen Plänen, bis er am Ziel scheint: dem Ende der Familie MacBride.
Nachdem ich mich endlich gut auf die Geschichte einlassen konnte, war das Lösen von den Seiten doch recht schwierig. Es scheint unvorstellbar, dass ein Mensch von klein auf, eingeimpft durch die Mutter, so einen Hass auf eine Familie entwickeln kann – die doch gar nichts wirklich Schlimmes getan hat.
Erin Kelly bringt dies dem Leser so nah, dass man einerseits den Kopf schütteln muss und vor dieser Gefühlsintensität Darcys zurückschreckt; aber andererseits nachvollziehen kann, wie er sich alles zurechtrückt, damit er seinen Hass weiter auf die Familie projizieren kann.
Unglaubwürdig fand ich, die Einbrüche Darcys bei so einer reichen Familie, die ohne Konsequenzen bleibt.
Mir hat der Kontrast zwischen den einzelnen Abschnitten gut gefallen, denn wo auf der einen Seite eine so große Familie steht, die vieles durchmachen musste, die aber dennoch immer zusammen gehalten hat, liegt auf der anderen Seite die brutale Einsamkeit eines Mannes, der perfide Pläne schmiedet.
Die Autorin gewährt dem Leser ansatzweise in jedes Leben der vorkommenden Personen einen Einblick und man sieht einiges aus verschiedenen Blickwinkeln – was sehr gut in diese Geschichte passt. Auch schafft sie es, dass man sich nie sicher sein kann, was auf der nächsten Seite folgt, denn auch wenn man nach und nach eine Ahnung davon bekommt, was passieren wird, schafft sie es dennoch zu überraschen.
Die Worte sind gut gewählt, denn auch wenn man meinen könnte, dass dies ein schnellläufiger Thriller ist, dessen Hauptstory klar umrissen ist und nicht mehr Tiefe zulässt, ist dies hier gut gelungen. Durch das Eingehen auf Gefühle, die Zeitsprünge und Wechsel zwischen Perspektiven und Personen ergibt sich ein spannendes und tiefgehendes Gebilde, das auch nicht Einstürzt, als die Lügen in dieser Geschichte die Überhand nehmen.
Zum Ende hin flacht die Spannung wieder etwas ab, was dort aber nicht fehl am Platz wirkt, sondern sich perfekt einfügt.
Dies ist ein Thriller, der aufweist wie viel Hass ein Mensch in sich tragen kann, auch wenn er keinerlei Anstalten macht, diesen zu zeigen.
Eine klare Darlegung dafür, dass man einem Menschen nur vor dem Kopf schauen kann.
Ein Thriller der dazu einlädt spannende Stunden zu verbringen und sich von einem warmen Tee von innen wärmen zu lassen, während die Geschehnisse in der kalten Abgeschiedenheit des Buches ihren Höhepunkt erreichen und etwas hinterlassen, dass man nur bewundernswerten Zusammenhalt nennen kann.
Das Cover:
Viele Hinweise gibt einem das Cover nicht. Die im Vordergrund angedeuteten Flammen sind nicht gleich zu erkennen und man kann sich nicht erklären war sie bedeuten. Die Schemen des Hauses im Hintergrund verbinde ich mit dem Anwesen in Far Barn und machen das Cover etwas mystisch.
Die Autorin:
Erin Kelly wurde 1976 in London geboren und ist in Essex aufgewachsen.
Sie studierte englische Literaturwissenschaft an der Warwick University
und arbeitet seit 1998 als Journalistin. Sie schrieb unter anderem für
die Sunday Times, den Sunday Telegraph, die Daily Mail und für Zeitschriften wie Psychologies, Marie Claire, Elle und Cosmopolitan.
Erin Kelly lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in
London.
Weitere Bücher:
- Das Gift eines Sommer (2012) - liegt auf meinem SuB
Quelle: Bilder und Vita von der Verlagshomepage.
Ich hab bisher noch nichts über das Buch gehört, aber deine Rezi hat mir neugierig gemacht :)
AntwortenLöschen