[Rezi] #18/2019 - Schwarzer Sommer

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Autor: Camilla Way
Titel: Schwarzer Sommer
Originaltitel: The Dead of Summer
Genre: Psychothriller
Verlag: Rowohlt (Reinbek bei Hamburg)
Erschienen: 07/2008
Seiten: 203
ISBN: 978-3-499-24750-7

"Durch die Seitenstraßen führte er mich, bis hinunter zum Fluss."
(1. Satz)

Persönliche Zusammenfassung:
Anita, Kyle und Denis sind im Sommer 1986 die besten Freunde. Zumindest scheint das von außen so. Doch was wirklich in ihnen vorgeht, während sie täglich durch die abgelegensten Orte der Stadt streifen, weiß niemand. Bis dieser heiße Sommer allen den Verstand raubt und London eines der schrecklichsten Verbrechen der Geschichte erlebt...

Rezension/Meinung:
„Schwarzer Sommer“ ist die Geschichte dreier Halbwüchsiger, die eigentlich noch Kinder sind, die von ihren Altersgenossen ausgegrenzt werden. So finden sie zueinander. Da ist die „Paki“ Anita, die gerade erst nach London gezogen, deren Mutter gestorben ist und deren Vater nur betrunken vor dem Fernseher sitzt. Ihr gegenüber wohnt Kyle, der dürre, verschlossene Junge, dessen Mutter das Haus nie verlässt, seit dem die kleine Schwester spurlos verschwunden ist – und Denis, der „fette“ Junge, der nur am Essen ist und dessen Redeschwalle das Schweigen der anderen beiden dezimiert.

Es könnte ein Sommer wie viele sein, die der Leser selbst als Jugendlicher erlebt hat. Die Wendungen aber in dieser Geschichte sind so unvorhersehbar, dass das Herz regelmäßig zu rasen beginnt.

Erzählt wird diese Geschichte von Anita. Schon am Anfang ihrer Erzählung wird klar, dass irgendetwas Schreckliches passiert sein muss. Was es ist, offenbart sich dem Leser nur nach und nach. Unbedarft erzählt sie von Sehnsüchten, Ängsten und einem Leben, das sie alles andere als glücklich macht. Immer wieder werden Anspielungen eingestreut, die dem Leser ein großes Fragezeichen über den Kopf zeichnen.
Gleichzeitig beginnen die meisten Kapitel mit einem Auszug aus einem Vernehmungsprotokoll zwischen Anita und einem Psychologen. Die Zeichen deuten alle auf ein trariges Ende hin – das wirklich erst zuletzt eine Wendung erfährt, die mich sehr überraschen konnte.

Die Autorin hat dieses Buch bewusst dünn gehalten, denn zu viele Ausschweifungen und Seiten hätten sicherlich die Intensität dieser Erzählung zerstört. Manchmal bedarf es eben nicht vieler Worte um das Grauen aufleben zu lassen.
Mal gibt sie Anita eine sanfte, nachdenkliche Stimme in der die Worte einen fast poetischen Klang erhalten und mal strotzen diese Worte vor Negativität und Angst.
Diese Mischung hat das Buch für mich so intensiv gemacht. Und auch, wenn ich im Sommer der Erzählung selbst gerade erst auf die Welt gekommen bin, kann man sich durch die bildliche Wortwahl alles gut vorstellen und wird an dunkle Orte versetzt, sowie in eine Straße, in der das Leben nicht das ist, was es zu seien scheint.

Leser die unerwartete Wendungen mögen, werden dieses Buch verschlingen.

Fazit:
Ein Psychothriller, der ans Herz geht, aber es nicht zärtlich berührt, sondern mit eisigen Fingern umklammert, bis man der Wahrheit gegenübersteht und an seinem eigene Urteilsvermögen zweifelt.


Die Autorin:
© Andrew McRae
Camilla Way, geboren 1973 in London, studierte englische Literaturwissenschaft und arbeitete als Journalistin unter anderem für „Elle“ und „The Guardian“. Sie lebt mit ihrem Partner und ihren Zwillingssöhnen im Südosten von London.

Weitere Bücher:


Quelle: Cover von Amazon. Bild und Vita von der Verlagshomepage. 

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