[Rezi] #09/2018 - Das Kratzen bunter Kreide


Autor: Rebekka Knoll
Titel: Das Kratzen bunter Kreide
Genre: Roman
Verlag:
AMELIE (Berlin)
Erschienen:
09/2012
Seiten: 249
ISBN: 978-3-86265-183-2

"Es klopft."
(1. Satz)

Persönliche Zusammenfassung:
Maja hält es nicht lange an einem Ort und auch bei Menschen kann sie sich nur schlecht auf einen festlegen. So lässt sie sich gleichzeitig mit zwei jungen Männern ein – und beide wissen voneinander. Die Dreiecksbeziehung entwickelt sich zu einem Spiel, dass keine Gewinner haben kann. Gleichzeitig versinkt Maja in sich selbst, denn in ihrer Vergangenheit scheint etwas passiert zu sein, dass sie verdrängt und es fällt ihr immer schwerer wieder aufzutauchen...

Rezension/Meinung:
Auf den ersten Blick wirkt Maja wie eine unsichere Studentin: Regelmäßig zieht sie um, lernt neue Städte und Menschen kennen und kann sich nicht wirklich festlegen, was sie studieren und was sie mit ihrem Leben zukünftig anfangen soll.
Auch wenn sie immer wieder in neuen WGs Mitbewohner findet, fällt es ihr sehr schwer richtige Freunde zu finden. Zudem kommt es vor, dass sie sich in sich selbst verliert und manchmal stundenlang in sich selbst gefangen ist. Dann findet sie sich an einem Ort ihrer Vergangenheit wieder, weiß aber nichts mit der Situation anzufangen. Diese Anfälle kommen immer öfter, als wolle ihr Unterbewusstsein etwas mitteilen. Doch kann sich Maja kaum an die Zeit in der Schule erinnern.
Jakob ist einer der wenigen Menschen, die nach ihrem Umzug nach Kassel noch mit ihr in Kontakt bleiben. Es liegt ihm viel an ihr und er muss nicht lange überlegen sie zu besuchen. Die alte Vertrautheit ist gleich wieder da und die beiden kommen sich näher. Maja aber ist sich nicht sicher ob sie all das will. Sie fühlt sich gefangen und sucht nach einem Ausweg. Da lernt sie Felix kennen. Er ist kein offenes Buch und zieht sie magisch an. Sie beginnt mit den beiden ein Spiel. Mal nennt sie Jacob ihren Freund, mal kann sie die Finger nicht von Felix lassen. Die drei spielen ein Spiel, das Maja immer wieder in ihrer Unbeständigkeit bestätigt und den nächsten Umzug zur Folge hat. Aber das Spiel findet auch weiterhin kein Ende und holt sie immer wieder ein – genau wie ihre Vergangenheit, der sie sich endlich stellen muss...

„Das Kratzen bunter Kreide“ ist ein etwas anderes Buch, das den Leser oft nachdenklich macht.
Die beginnende Szenerie ist direkt der Wegweiser der Geschichte: Die Hauptprotagonistin spielt ein Spiel, welchem sie sich selbst nicht widersetzen kann und gerät so in einen Sog, den man im Folgenden immer wieder spüren wird.
Danach gelangt man direkt in den Anmeldeprozess für ein großes soziales Netzwerk, bei dem sich Maja anmelden will. Sogleich merkt man, dass Maja anders ist und oftmals mit ihren Gedanken einen Weg aus der Realität sucht. Die Protagonistin bleibt die ganze Geschichte über schlecht greifbar und unbeständig. Die Autorin hat sie zwar gut beschrieben und man kann sie sich gut vorstellen, als Leser aber weiß man nicht ob man sie mag oder nicht. Auf jeden Fall passt sie sich in keiner Weise an, was auch erfrischend ist. Die Dreiecksbeziehung passt so selbstverständlich in die Erzählung, dass man keinerlei Gedanken daran verschwendet. Bei den Beschreibungen der Träume ist dies schon etwas anderes. Rebekka Knoll schafft es hier den Leser zeitweise ebenfalls in den Kopf der Hauptprotagonistin zu sperren. Fragen über Fragen häufen sich und während man von Ort zu Ort zieht will man nur wissen was passiert ist.
Dieses Versteckspiel gefiel mir bis zu einem gewissen Punkt.  Während die Beziehung der drei Protas sich immer weiter zuspitzt und eine abrupte Wendung nimmt, ist die Auflösung der Träume überraschend, aber für mich nicht ganz überzeugend.

Dennoch ist dieses Buch ein Beispiel dafür, was man alles erleben kann, wenn man sich nicht unbedingt an das hält, was die Gesellschaft für „richtig“ hält und einfach mal dem folgt, was man sich selbst wünscht.

Der Schreibstil ist leichtfüßig und flüssig und nimmt den Leser schnell für sich ein. Unterbrochen wird der Blick auf Maja durch Eintragungen, die sie selbst postet und Nachrichten, die geschrieben werden. Die Aufteilung ist schön gewählt und jede Kapitelüberschrift bezieht sich wieder auf das soziale Netzwerk. Man fühlt sich oft selbst als würde man vor einem Laptop sitzen und Maja in seiner eigenen Freundesliste finden.

Eine Geschichte deren fehlende Emotionen durch die wirren und abstrakten Verbindungen und Zeichnungen oben gehalten wird und Hoffnung auf ein paar wahre Gefühle macht.
 

Die Autorin:
Rebekka Knoll wurde 1988 in Kassel geboren und wuchs auf dem Land auf. Um Germanistik und Theaterwissenschaft zu studieren, zog es sie in verschiedene Städte: zunächst nach Erlangen und von dort nach Bern, später nach Frankfurt und dann nach Berlin, wo sie derzeit lebt.

Weitere Titel:

Quelle: Bilder und Vita von der Verlagshomepage.

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