[Rezi] Das Ende der Unschuld

Autor: Megan Abbott
Titel: Das Ende der Unschuld
Originaltitel: The End of Everything
Genre: Roman
Verlag: Kiepenheuer & Witsch (Köln)
Erscheinungsjahr: 2012
Seiten: 286 S.
ISBN: 978-3462043907

"Aus dem Augenwinkel: sie, lichtgestreift."
(1. Satz)

Persönliche Zusammenfassung:
Lizzie und Evie sind seit ihren Kindertagen unzertrennlich. Nebeneinander aufgewachsen verbringen sie ihre Zeit in der Schule und Zuhause kaum getrennt voneinander. Doch mit ihren mittlerweile dreizehn Jahren, verändern sie sich immer mehr und eines Tages verschwindet Evie spurlos.
Lizzie macht sich auf die Suche nach Spuren, die die Polizei übersehen haben könnte und wird prompt fündig. Je weiter sie den Spuren folgt, desto näher kommt sie Evie. Gleichzeitig aber wird dem jungen Mädchen bewusst, dass sie ihre beste Freundin scheinbar nicht so gut kennt, wie sie immer dachte.
Als Evie eines Nachts wieder vor der Tür steht, ist nicht nur sie verändert.
Die Welt der bisher unschuldigen Mädchen ist aus den Angeln gerissen und es ist fraglich, ob diese Freundschaft das große Schweigen aushält.

Rezension:
Sie sind jung und hübsch, haben alles was man sich wünschen kann und scheinen glücklich; dennoch ist all das Evie nicht genug: sie sehnt sich nach mehr – nach einem Abenteuer.
Da bemerkt sie Mr. Shaws Blicke und eine unbestimmte Sehnsucht erfüllt sie.
Für Lizzie bricht eine Welt zusammen, als sie erfährt, dass ihre Freundin freiwillig mit ihm mitgegangen sein soll. Mit einem erwachsenen Mann, der ihr unvorstellbares antut. Doch Lizzie selbst spürt in der Gegenwart Mr. Ververs, Evie’s Vater, eine Anziehungskraft und kann sich nicht gegen ihre Liebe ihm gegenüber verwehren.
Dieses Buch zeigt die auf, wie schwer es ist, seine Gefühle zu kontrollieren bzw. einzuordnen, wenn man das Alter erreicht hat, in dem Jungs und Mädchen nicht mehr nur „doof“ sind, sondern nach und nach klar wird, dass diese beiden Geschlechter eine tiefere Verbindung anstreben sollen.
Lizzie beschreibt die Schwärmerei für Mr. Verver noch in kindlicher Form, ohne klare Vorstellung, was dies wirklich bedeutet. Dagegen sind die Beschreibungen was Evie passieren könnte distanzierter und gehen viel weiter.
Die Autorin bringt hier die Erfahrung jedes Menschen zum Ausdruck, der selbst in der Zeit zwischen Kindsein und jungem Erwachsenen gehangen hat. Denn in diesem Alter gibt es eine Grenze, die man überschreiten und mit der man sein ganzes Leben verändern kann.
Lizzie wird dargestellt, als würde sie sich nicht ganz trauen, diesen Weg einzuschlagen. Sie weiß was manche Männer für Vorstellungen haben, hält sich aber was das angeht zurück. Evie dagegen lässt sich von ihren Gefühlen leiten und springt in ein Becken, dessen Sog sie viel tiefer zieht, als sie zu Beginn des „Spiels“ hatte glauben können.
Ob man dieses Buch direkt als Thriller bezeichnen kann, stellt sich mir in Frage, da ich die Spannung nicht in dem Maße finden konnte. Natürlich ist das Thema ein sehr aufwühlendes, denn das Thema Erwachsenwerden und Missbrauch wird leider viel zu oft miteinander verknüpft, ohne das viele der Betroffenen darüber sprechen.
Evie spricht ebenfalls nicht darüber, auch wenn jeder zu wissen scheint, was wirklich passiert ist. Mich hat es sehr bedrückt, dass es in diesem Buch dargestellt wurde, dass sie freiwillig mitgegangen ist. Andererseits weiß man nicht, wie das alles wirklich ablief und wie stark die Neugier eines unwissenden Mädchens sein kann…
Das Lizzie diejenige war, die immer wieder Hinweise gefunden hat, die die Polizei schienbar übersehen hat, fand ich dann doch etwas verwunderlich und unpassend, fügt sich dadurch aber gut in die Geschichte ein.
Dennoch ist es ein heikles Thema, das wie ich finde in diesem Buch, nicht die negativen Seiten anpreist, sondern den Missbrauch selbst als recht harmlos darstellt. Zwar wird der Täter gesucht und es gibt kleine Andeutungen was zwischen den beiden passiert ist, aber dadurch das niemand wirklich drüber spricht hat es einen Hauch mysteriöses um sich und schreckt jüngere Leser vielleicht gar nicht ab - was ja doch der Fall sein sollte.
Da die Geschichte aus Sicht von Lizzie geschrieben ist, kann man natürlich nicht wissen, wie es Evie wirklich egrangen ist, was mich noch sehr interessiert hätte.
Ein bisschen mehr Wut der Eltern Evies hätte ich aber dennoch erwartet, da ihrem Kind schreckliches zugestoßen ist.
Ein Buch das zur Vorsicht ermahnt und hoffentlich trotz allem abschreckt anstatt neugierig zu machen!


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Die Autorin:
Megan Abbott, geboren in Detroit, hat bislang sechs Bücher veröffentlicht, für die sie zahlreiche Auszeichnungen erhielt, darunter den Edgar Allan Poe-Award und den Edgar Award, die höchste Auszeichnung für amerikanische Krimiautoren.


Weitere Bücher:
(bisher keine weiteren Veröffentlichungen auf deutsch.)

Kommentare

  1. Ernstes Thema und dann nicht so ernst gestaltet, wie du schreibst das es fast harmlos wirkt finde ich nicht wirklich gut. Das sollte man schon ehrlich behandeln, auch wenn es wohl nur Andeutungen gab.

    Zu dem Thema habe ich damals "Gute Nacht Zuckerpüppchen" gelesen, das war schon hart.

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