[Rezi] Das Maikäfermädchen

Autor: Gina Mayer
Titel: Das Maikäfermädchen
Genre: Roman
Verlag: rütten & loening (Berlin)
Erscheinungsjahr: 2012
Seiten: 364 S.
ISBN: 978-3352008436

"Sie war früher schon einmal hier gewesen."
(1. Satz)

Persönliche Zusammenfassung:
Endlich ist der Krieg zu Ende, doch das Land liegt in Trümmern und die Menschen müssen mit dem was sie haben zurechtkommen. So ist es kein Wunder, dass einige Menschen sich nur noch mit Diebstählen über Wasser halten können.
Auch Käthe hat nicht mehr viel: Nur eine kleine Dachkammer, in der es immer zieht; das Essen ist rar und ihr Magen knurrt ständig. Aber nicht nur ihr Körper leidet, auch ihre Seele, denn im Krieg hat sie die Liebe ihres Lebens verloren.
Eines Tages steht ein junges Mädchen vor ihr und bittet sie um ihre Hilfe. Käthe ist von Beruf her Hebamme und bringt Kinder zur Welt, dieses „Maikäfermädchen“ aber möchte das sie das Kind in ihr tötet.
Der Hunger lässt Entscheidungen treffen, die in normalen Zeiten nie gefällt worden wären. Trotz Zweifel geht Käthe in ihrem neuen Geschäft auf, bis das Maikäfermädchen plötzlich wieder vor ihr steht und sie erfahren muss, das ihre große Liebe sie aus anderen Gründen als die des Krieges im Stich gelassen hat…

Rezension:
Für historische Romane bin ich nicht unbedingt zu haben, aber Geschichten die in der Nachkriegszeit spielen könnte ich immer wieder verschlingen. Nachdem ein paar meiner Lieblingsbücher „Sarahs Schlüssel“ und „Das Mädchen im roten Mantel“ geworden sind, reiht sich nun auch „Das Maikäfermädchen“ in diese Liste ein. 
Die Geschichte spielt direkt nach dem Krieg und man begegnet immer wieder den schwer schuftenden Trümmerfrauen. Die Hauptperson allerdings ist Käthe: sie ist Hebamme und das mit Leidenschaft. Das sie selbst nie Kinder bekommen konnte, bedrückt sie dagegen immer sehr, wenn sie so ein kleines Wunder auf dem Arm hält. 
Gina Mayer erzählt ihre Geschichte nüchtern und doch auch anrührend. Die Verhältnisse in denen damals gelebt wurden, werden dem Leser nur zu deutlich gemacht. Selbst wenn man mit einigen Entscheidungen der Protagonisten nicht persönlich übereinstimmt, ist es doch verständlich. 
Denn zur damaligen Zeit war es teilweise schon schwer genug sich selbst über die Runden zu bringen. 
Neben den Einzelheiten über den Krieg und dessen Ereignisse, die in Rückblenden immer wieder erzählt werden, sind es auch die aktuellen Erlebnisse die eine wichtige Rolle spielen. Schon zu Beginn wird eine Verbindung geknüpft die erst am Ende sichtbar wird, und dennoch fast den wichtigsten Teil erklärt. 
Das Buch hat mich gleich zu Beginn gefesselt und ich konnte es kaum zur Seite legen. Der Anfang ist sogleich das Ende und macht es dementsprechend spannend. 
Man begegnet Käthe ohne das man weiß wie alt sie ist und ist überrascht, dass sie doch schon so viel hinter sich hat. Dem Leser ist sie von Beginn an sympathisch. Die anderen Figuren dagegen lassen immer wieder leisen Zweifel aufkommen, ob man ihnen wirklich glauben soll, was sie sagen. An einigen Stellen wird man von den Handlungen dieser überrascht, an anderen wiederum wird man in seinem Misstrauen bestätigt. 
Neben der Geschichte um den Krieg und das Leben danach, spielt auch die Liebe eine wichtige Rolle. Es sind mehrere kleine Liebesgeschichten, sowie eine große, die die Seiten des Buches mit Sehnsucht füllen. Man spürt förmlich die Verzehrung der weiblichen Protagonisten gegenüber ihren männlichen. Dabei ist die Geschichte aber weder kitschig noch zu übertrieben. Nur die Jüngste der „Verliebten“ steigert sich sehr in ihre Liebe hinein. 
Ein Buch mit zwei ernsten Themen: Krieg und Abtreibung. Zwei Themen die für sich schon harte Entscheidungen und Taten erfordern und zusammen noch einiges schwerer wirken. 
Doch ein gelungenes Buch über das Leben nach dem Krieg, der verloren geglaubten Liebe und einem Ende das jeden Leser glücklich machen wird. 


Die Autorin:
Gina Mayer, geb. 1965, studierte Grafik-Design und arbeitete danach als freie Werbetexterin, bevor sie Schriftstellerin wurde. Seit 2006 hat sie eine Vielzahl an historischen und zeitgeschichtlichen Romanen für Erwachsene und Jugendliche veröffentlicht. Viele ihrer Bücher spielen in ihrer Wahlheimat Düsseldorf, wo Gina Mayer mit ihrem Mann und zwei Kindern lebt.

Weitere Bücher:

  • Das Lied meiner Schwester (2012)
  • Die Wildnis in mir (2011)
  • Die verlorenen Schuhe (2011)
  • Zitronen im Mondschein (2010)
  • ...
 

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