[Rezi] #12/2018 - Pinguine lieben nur einmal

Autor: Kyra Groh
Titel: Pinguine lieben nur einmal
Genre: Roman
Verlag:
blanvalet (München)
Erschienen:
09/2013
Seiten: 384
ISBN: 978-3-442-38044-2

"Natürlich weiß ich, dass Beziehungen nie so sind wie im Fernsehen."
(1. Satz)

Persönliche Zusammenfassung:
Feli ist das lebende Chaos. Ordnung ist ein Fremdwort für sie und sie scheint Fettnäpfchen anzuziehen. In der Liebe läuft es gar nicht, denn auch wenn sie sich danach sehnt, schafft sie es niemanden bei sich zu halten. Als Janosch im selben Haus einzieht und sie mit der Tür in seine Wohnung fällt, ist er alles andere von ihr begeistert und zeigt das deutlich. Feli spürt schnell eine Sehnsucht in sich aufsteigen, doch der blinde Neuling, wehrt jeden Fremden ab...

Rezension/Meinung:
Felicitas, genannt Feli, ist eine Chaosqueen vom Feinsten. Sie liebt ihr minimalistisches und routiniertes Leben mit ihrem schwulen Freund Chem in einer WG und sehnt sich dennoch nach der großen Liebe. Als Gewohnheitstier lässt sie sich keinen Sat.1-Film entgehen, auch wenn diese von Beginn an vorhersehbar sind. Doch genau das mag sie: Keine Überraschungen, kleine Dramen, die in ein Happy End münden. In ihrer kleinen Welt ist das schön. Auch das vorbereitete Einkaufen und die tröstenden Worte von Rufus Beck, wenn es ihr schlecht geht, geben ihr Sicherheit.
Als dann unter ihr ein neuer Mitbewohner einzieht, der ihr schon bei der ersten Begegnung alles andere als freundlich gesinnt ist, ist das Chaos perfekt. Nicht nur, dass sie ihm vor die Füße gefallen ist, ihren Humor scheint er gar nicht zu mögen. Von seinem Freund erfährt Feli, dass Janosch blind ist und daher nur selten neue Leute an sich ran lässt. Schnell merkt Feli, dass sie sich in Janosch verliebt hat – auch wenn der scheinbar gar kein Interesse hat. Erst nach und nach kommt sie mit dem grimmigen Studenten klar und erhält ein paar Einblicke hinter die harte Schale des ruhigen Schwimmers. Langsam nähern sich die beiden an, stehen sich aber gleichzeitig immer wieder im Weg. Denn wie kann ein Blinder in Felis Chaos überleben, ohne sich ständig etwas zu brechen? Als alles wunderbar scheint, richtet Janosch wieder eine Mauer um sich auf und Feli weiß: sie muss für die Liebe einiges ändern.

Mit „Pinguine lieben nur einmal“ hat die Autorin eine wunderbare Geschichte verfasst, die einen regelmäßig zum schmunzeln bringt. Die Hauptprotagonistin Feli ist so wunderbar sympathisch gezeichnet, dass man sie sich gut als Freundin vorstellen kann.
Anfangs war ich von der Story noch nicht ganz überzeugt, denn ausführlich werden erst einmal die Vor- und Nachteile des Dienstagsfilms dargelegt. Dies war zwar lustig, aber brachte mich der Figur noch nicht sehr nahe.
Schnell aber vergisst man diese Einleitung und man erfreut sich an dem chaotischen Leben der kleinen WG.

Die Autorin vereint in dieser Geschichte viele Themen und strickt daraus eine unterhaltsame und nachwirkende Geschichte. Neben dem schwulen Türken, der den Ramadan nicht ganz so ernst nimmt, finden auch die kleinen Fettpölsterchen an Felis Körper und die Sehbehinderung von Janosch einen Platz auf den Seiten dieser Erzählung.
Eine locker und witzig geschriebene Geschichte, die aber auch der Liebe Raum lässt, die trotz aller Hindernisse zeigt, was man gemeinsam alles erreichen kann.

Wunderbar, einfühlsam und unterhaltsam. Ein Buch bei dem man sich fallen kann und die Worte einfach nur genießt.


Die Autorin:
Kyra Groh, geboren 1990, hat in Gießen Geschichte und Fachjournalistik studiert. Sie lebt in Frankfurt, wo sie als Texterin arbeitet.

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