[Worte] Heimatliebe...

Heute melde ich mich einmal mit einem etwas nachdenklicheren Post, denn auch wenn ich momentan nicht zu viel komme, gibt es Dinge die mir sehr am Herzen liegen.
Ich lebe in der Stadt, die in den Nachrichten auf Platz eins steht und meine Gedanken haben sich einen Weg gesucht etwas von innen zu schreiben. Vielleicht etwas was manch einen zum Überlegen anregt...


Eigentlich dachte ich immer, wir würden in einer Gesellschaft leben, die sich gegenseitig respektiert. Wo Menschen sich helfen, wo sie nur können – wenn es ihnen möglich ist. Wo wir nicht wegschauen, wenn jemand verletzt auf der Straße liegt; wo „gemeinsam“ besser ist als „einsam“; wo Werte zählen, die uns menschlich machen und nicht Äußerlichkeiten o.ä. an erster Stelle stehen.
Gerade jetzt muss ich feststellen, dass die Menschen zwar eine freundliche Fassade aufgebaut haben, aber viele dahinter Dinge verbergen, die man ihnen nie zugetraut hätte. Wie kann es sein, das Menschen ausgegrenzt, beleidigt und sogar angegriffen werden, nur weil sie aus einem Ort kommen, der als „Corona-Hotspot“ gilt. War es vor Monaten der Kreis Heinsberg, der mit der erste betroffene Kreis war, sind es nun der Kreis GT und WAF, die niedergemacht werden. Wer gibt anderen Menschen das Recht, alle Menschen in einen Topf zu werfen, nur weil sie ein Kennzeichen besitzen, das anderen nicht passt? Was ist mit unserer Gesellschaft passiert? Haben wir nicht gerade die letzten Monate gelernt, dass es wichtig ist, zusammen zu halten? Gemeinsam dieser Krise gegenüber zu treten und gegen sie anzukämpfen?
Was sich jetzt abspielt ist leider die Wahrheit hinter den ach so schönen Fassaden: Menschen werden reduziert auf etwas, dass sie wahrscheinlich nicht sind! Wir haben nicht alle Corona, nur weil am Auto „GT“ oder „WAF“ steht! Wir sind keine Aussätzigen, nur weil wir in Orten wohnen, die auf Grund einer angestiegenen Fallzahl ein roter Punkt auf der Karte unseres Landes ist! Zudem wohnt nicht jeder mit einem entsprechenden Kennzeichen in einem der Orte – genauso haben nicht alle Einwohner ein stigmatisierendes Kennzeichen.
Vor wenigen Monaten wurde meine Heimatstadt als zweitschönste Altstadt Deutschlands betitelt und auch wenn wir damals darüber geschmunzelt haben, ist sie das auch heute noch. Wer erlaubt irgendwem Reifen zu zerstechen, Menschen aus ihrer Stadt zu vertreiben, nur weil sie zu ihrer Familie wollen, jeden zu verurteilen, nur weil das Kennzeichen „falsch“ ist? Und viel wichtiger: Schneller als man gucken kann, steht man plötzlich selbst auf der anderen Seite.
Dieses Virus ist unberechenbar, wir kennen es nicht und wissen bisher noch immer nicht, welche Wege es einschlägt. Sollte nicht gerade daher einmal mehr überlegt werden, was man tut? Wie würden es die Leute finden, die auf der Straße stehen und einen Auto bespucken, wenn plötzlich bekannt wird, dass plötzlich die eigene Firma betroffen ist – ohne einen Bezug zu den „Bösen“. Würden die sich nicht auch wünschen, dass die Menschen für sie da sind und ihnen möglichst in einer solchen Situation helfen, anstatt pöbelnd an ihnen vorbei zu gehen?
Niemand weiß wirklich, ob er das Virus in sich trägt und wen er vielleicht selbst angesteckt hat oder anstecken wird. Wir sollten uns auf das besinnen, was wichtig ist: Der Mensch selbst – insbesondere die Menschen, die momentan ihre Häuser nicht verlassen dürfen und auf die Bekämpfung des Virus. Schließt uns nicht aus, nur weil unser Kennzeichen gerade in aller Munde ist. Greift uns nicht an, nur weil die Gesunden zu euch kommen möchten, denn auch wir unterstützen eure Restaurants, Zoos, Geschäfte etc. Überlegt vielleicht noch einmal genau, wie es euch in der gleichen Situation gehen würde…
Hiermit möchte ich niemanden außerhalb in eine Schublade stecken, aber ich möchte daran erinnern, dass wir gerade alle ähnliches durchmachen und keiner von uns sagen kann, was morgen ist. Und auch wenn wir uns momentan nicht die Hände reichen dürfen, wäre es doch schön etwas mehr Menschlichkeit zu spüren…

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