[Rezi] #22/14 - Gelöscht

Autor: Teri Terry
Titel: Gelöscht
Originaltitel: Slated
Reihe: 1/3
Genre: Dystopie, Thriller
Verlag: Coppenrath (Münster)
Erschienen: 06/2013
Seiten: 432 S.
ISBN: 978-3-649-61183-7
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"Ich renne."
(1. Satz)

Persönliche Zusammenfassung:
Kylas Freude ist groß, endlich kann sie die Klinik verlassen, in der sie die letzten Monate verbracht hat, und wird einer richtigen Familie zugewiesen. Vor einiger Zeit wurde sie geslated – ihr Gedächtnis gelöscht - und sie musste selbst die einfachsten Dinge wieder erlernen. Nun ist sie nervös aber glücklich. Doch ist es ganz anders als sie erwartet hat zwischen all den „normalen“ Menschen, die sie argwöhnisch beäugen und aus ihrer Verachtung keinen Hehl machen. Und was sind das für Bilder die immer wieder vor ihren Augen auftauchen? Sind das Erinnerungen aus ihrem früheren Leben? Die Erinnerungen, die sie nicht haben darf?

Rezension/Meinung:
„Gelöscht“ ist der Auftakt einer Dystopiereihe, die den Leser komplett überzeugen kann und in seinen Bann zieht. 
Die Geschichte um die junge Kyla entfaltet sich vor einem und löst beängstigenden Vorstellungen aus, denn sollte es möglich sein das Gedächtnis von Menschen zu löschen, wäre dies schon eine fragwürdige Entwicklung. 

In „Gelöscht“ dient das Löschen des Gedächtnis dazu, Jugendlichen, die einmal auf die schiefe Bahn geraten sind, eine zweite Chance zu geben und anstatt sie in ein Gefängnis zu stecken, ihnen noch einmal ein neues Leben zu schenken. 
Dabei stehen die Slater aber unter besonderer Beobachtung. Neben der Löschung jeglicher Erinnerung, wird in ihr Gehirn ein Chip eingepflanzt, der mit einer Art Pulsmesser, dem Levo, an ihrem Handgelenk verlinkt ist. Wird ein Slater aggressiv oder geht es ihm schlecht, wird direkt ein Alarm ausgelöst und der Wert muss wieder stabilisiert werden. 
Kyla ist sechzehn und wird mit Beginn des Buches zum ersten Mal ihre neue Familie kennen lernen. Sie freut sich sehr, denn wie sie weiß, hat sie noch eine Schwester, die ebenfalls Jahre zuvor geslated worden ist. 
Doch so sehr sie ihre Schwester von Beginn an mag, desto unwohler fühlt sie sich ihrer Mutter gegenüber, die scheinbar nie zu lächeln scheint und Kyla immer wieder mit bösen Blicken betrachtet. Zudem ist die verunsichert, denn nachts holen sie immer wieder schreckliche Bilder ein, die sie fast in einen komatösen Zustand versetzen. Diese Bilder aber fühlen sich so real an, dass es scheint als wären sie Erinnerungen. Erinnerungen die Kyla durch das geslated werden nicht haben darf. Als Kyla das erste Mal die richtige Schule besuchen kann, geht ein großer Wunsch in erfüllung. Dort aber muss sie feststellen, dass nicht alle gut auf Slater zu sprechen sind und spürt den Hass der „normalen“ Menschen. Schnell freundet sie sich mit Ben an, der ebenfalls geslated worden ist. In seiner Nähe fühlt sie sich ruhig und verstanden - bis ihre Erinnerungen immer häufiger zurück kommen. Kann es sein, dass sie ein Teil der Organisation war, die regelmäßig Terroranschläge verüben? 
Während einer der regelmäßigen Untersuchungen in der Klinik kommt es dort zu einem Bombenanschlag. Kyla ist nur einen Moment alleine im Behandlungszimmer und wagt einen Blick in ihre Akte. „Fehlgeschlagen“ fällt ihr direkt ins Auge. Hat sie deswegen diese Flashbacks? Kyla weiß nicht mehr was sie denken soll, kämpft gegen Erinnerungen und will doch die Wahrheit wissen. Denn jeder der über die Regierung spricht verschwindet spurlos und als sie auf einer Vermisstenwebsite ihr Bild entdeckt, wird ihr klar, dass sie von Lügen umgeben ist...

Anfangs schien mir das „Slater-Programm“ als gute Alternative, zumindest für Menschen, die wirklich schlimme Dinge getan haben und bei denen kaum Hoffnung besteht, das ein Gefängnisaufenthalt sie verändern würde. Diese interessante Idee aber erweckte in mir ein immer schlechteres Gefühl im Verlauf der rasanten Geschichte. 
Denn plötzlich scheinen nicht mehr nur die Bösen diese Strafe zu erhalten, sondern willkürlich Ausgewählte oder Menschen, die der Wahrheit zu nahe kommen. Klar ist, dass eine solche Möglichkeit wie hier auch dargestellt schnell aus den Fugen geraten kann. 

Teri Terry bedient sich diesem Element und verpackt es in einen spannenden Thriller, der nur selten ruhige Momente aufweist. 
So wie Kyla, scheint auch der Leser die ganze Zeit von Seite zu Seite zu laufen, auf der Suche nach der Wahrheit. 
Natürlich sind es gerade die Flashbacks die neugierig machen und gut eingesetzt wurden. Aber auch die einzelnen Figuren haben jeweils gute Plätze eingenommen und gliedern sich spielend und passend in die Reihe von scheinbar Verbündeten und Feinden. Immer wieder muss man sich fragen, wer Kyla wirklich ist und warum ihre Ärztin sie anders behandelt, als es vorgegeben ist. 
Auch wenn nicht alle Protagonisten tiefgehender beschrieben sind, kann man sie sich gut vorstellen und wird nicht zu sehr von zu vielen Personen überschwemmt. 

Einzig das Ende hätte für mich noch einen besseren Cliffhanger haben können. Sicherlich will ich den nächsten Band lesen, denn wer will nicht wissen was mit Ben ist? Was hinter all den Erinnerungsfetzen steckt und ob Kyla ihren Levo und somit ihre Bewacher überlisten kann?! 

Spannende Fragen, die aus „Gelöscht“ folgern und in den weiteren Büchern der Reihe hoffentlich geklärt werden. 
Ein gelungener Auftakt, sowie ein Debüt, dass mehr erhoffen lässt und auf einer Ebene mit dem Leser spielt, die nicht nur unter die Haut, sondern tief ins Gedächtnis dringt und neben den Fragen nach Tätern und Opfern auch Ethik und Moral in Frage stellt. 
Eine gute Mischung aus spannender Zukunftsvision und Kritik an dem technischen Fortschritt, eingepackt in eine mitreißende Geschichte um eine Jugendliche, die der Welt die Augen öffnen will und dabei selbst ihre Gefühle nicht aus den Augen lässt.
Nicht nur für Jugendliche!


Cover:
Mich hat beim Stöbern gerade das Cover angesprochen, denn diese grünen Augen ziehen einen magsich an. Die Mischung mit Titel und Darstellung passt perfekt zu dem Thema des Buches.

Die Autorin:
Teri Terry lebte in Frankreich, Kanada, Australien und England, und sie hat dabei drei Abschlüsse, eine ganze Sammlung von Reisepässen und mehr Adressen, als sie zählen kann, erworben. Ihre häufigen Umzüge haben Teri oft in eine Beobachterrolle gezwungen. Seitdem interessiert sie sich sehr für Personen, die in eine fremde Umgebung kommen oder sich dort eingliedern müssen.

Weitere Bücher:
  • Zersplittert (Buch 2) (2014)


Quelle: Bilder und Vita von der Verlagshomepage und Homepage der Autorin.


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