[Rezi] #5/2016 - Mondscheinjunge

Autor: Carla Buckley
Titel: Mondscheinjunge
Originaltitel: The deepest secret
Genre: Psychologischer Spannungsroman
Verlag: Goldmann (München)
Erschienen: 09/2015
Seiten: 480 S.
ISBN: 978-3-442-20448-9
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"Sie sitzt auf ihrem Lieblingsplatz am Fenster und lässt die Puppe auf ihren Knien tanzen."
(1. Satz)
 
Persönliche Zusammenfassung:
Ein Leben in Dunkelheit. Nur der kleinste Sonnenstrahl kann Tylor das Leben kosten und so treibt er sich draußen im Dunkeln herum, während die Nachbarschaft schläft. Alleine durchstreift er die Straßen und macht heimlich Fotos von seinen Nachbarn. Eines Tages verschwindet seine Nachbarin Amy spurlos und er macht sich auf die Suche nach ihr. Als sie tot aufgefunden wird, versucht er rauszufinden, was mit ihr passiert ist und entdeckt, das jeder seine Gehemnisse hat... 

Rezension/Meinung:
Tylor leidet an der Krankkeit XP (Xeroderma pigmentosum) und verbringt die Tage, an denen andere den warmen Sonnenschein genießen, abgeschottet in seinem dunklen Zimmer. Jegliches UV-Licht, das auf seine Haut fällt, kann von leichten Bläschen bis zu schwersten Verbrennungen führen. Er weiß schon mit seinen vierzehn Jahren, dass er nicht alt werden wird, daher lässt er es sich nicht nehmen, des Nachts draußen rumzulaufen. Dabei lernt er eines abends seine neue Nachbarin kennen und erfährt die ersten Anflüge von tiefer Sehnsucht. Gleichzeitig aber versucht er auch seine Nachbarin Amy zu finden. Diese verschwand in einer regnerischen Nacht und es scheint keine Spuren zu geben. Tylor aber ist derjenige, der ihre Leiche findet und sich eine wilde Geschichte zusammenreimt.
Was Tylor nicht weiß, der Mörder ist ihm näher als er ahnt...

Neben der interessanten Geschichte um Tylor und den Beschreibungen seiner Krankheit und was diese alles so mit sich bringt, wird auch das Leben seiner restlichen Familienmitglieder intensiv beschrieben. Die Beziehung seiner Eltern scheint immer mehr zu bröckeln, denn während seine Mutter ihr Leben für Ty quasi aufgegeben hat und alles nach ihm richtet, arbeitet sein Vater in der Großstadt und schafft es nur selten nach Hause zu kommen. Es ist nur ein kurzer Augenblick der das Glück der Familie komplett zerstört.

Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen, denn hier trifft der Leser auf eine ungewöhnliche Mischung. Die Geschichte beginnt mit einem Geburtstag und entfaltet sich nach und nach. Was erst noch ganz „normal“ wirkt, nimmt immer ungewöhnlichere, bzw. zumeist unbekannte Züge an. XP ist eine Krankheit, von der der ein oder andere sicher schon einmal gehört hat, was genau sie aber bedeutet, all die Verbote und Gefahren, wird sicherlich kaum einer der Leser zuvor bewusst wahrgenommen haben. 
Gleichzeitig entwickelt sich eine Geschichte um einen Unfall und Schuld die man auf sich lädt.
Die Autorin erschafft ein Lügengebilde, das bis zum Schluss immer größer wird. Auch Beziehungsprobleme und das erwachsen werden prägen diesen Roman.

Die Bezeichnung „psychologischer Spannungsroman“, war mir zuerst zu ungenau, erklärt sich aber nach und nach, denn an vielen Stellen fragt man sich als Leser, wie man selbst in dieser und jener Situation reagieren würde.

Aufgebaut ist die Geschichte ebenfalls sehr gut, denn durch die Wechsel der Blickwinkel kommt man nie an den Punkt, an dem man einen Teil der Erzählung zu genüge nachgelesen hat. Bei jedem Szenenwechsel ist man neugierig auf das was nun kommen mag, fragt sich aber genauso, wie es an der anderen Stelle weitergeht.
Gut fand ich auch, dass jeder der einzelnen Tage mit dem Sonnenaufgang und -untergang benannt ist, da dies auch ein wichtiger Anhaltspunkt für die Erzählung ist.
Lediglich zu viel des Guten fand ich, dass ein Vierzehnjähriger schon Fährten legen kann. Auch war mir nicht ganz klar, warum Tylor eine Kamera mit Film haben möchte, wobei er diese doch auf seinen Blog stellen möchte. Auch die Nachbarin Holly bleibt etwas undurchsichtig und ich hatte oft das Gefühl, dass man in ihr Verhalten noch mehr hätte hineinschreiben können.

Leser die es mögen spannenden Geschichten zu verfolgen, die sich erst im Laufe dieser richtig entwickeln, werden hier gut bedient. Auch wer gerne einmal mehr über die Krankheit XP wissen möchte, wird sich gut informiert fühlen und nebenbei einigen Gewissensfragen nachspüren.
Am Ende steht nur eine Frage: Wie würde ich in derselben Situation handeln?
Eine Fragen die sich hoffentlich niemand selbst beantworten muss.

Anders und spannend; mit noch mehr enthaltenem Potential. Gleichzeitig eine Familiengeschichte mit emotionalen Tiefen und Höhen. 


Die Autorin:
Carla Buckley kommt ursprünglich aus Washington, D.C., wo sie unter anderem für einen Senator und das renommierte Smithsonian-Institut arbeitete. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Chapel Hill, North Carolina.

Weitere Titel:
(bisher noch keine weiteren deutschen Veröffentlichungen)
Quelle: Cover von der Verlagshomepage, Bild der Autorin von deren Homepage.


Kommentare

  1. Von dem Buch habe ich schon gehört, dass es sehr besonders ist und man sich nicht zu viel Spannung aber eine gute Geschichte erwarten kann. Ich bin gespannt, noch wartet es am SuB auf mich.

    Liebe Grüße,
    Nicole

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