[Rezi] #6/2015 - Die Geschichte von Zoe und Will



"Er düst in seinem Camaro die Straße entlang, schlingert nach links und rechts über die kürzlich aufgeschüttete Schotterstraße und kommt schlitternd vor meinem Haus zum Stehen."
(1. Satz)


Persönliche Zusammenfassung:
Für Zoe und Will gibt es nur einen Weg ein gemeinsames Leben zu beginnen: Flucht.
Flucht vor einem tyrannischen Vater und Flucht vor dem Heim, welches keine Freiheiten lässt. Die beiden Jugendlichen möchten sich ein gemeinsames Leben aufbauen. Frei von Gewalt, Wut und Angst und beginnen einen abenteuerlichen Roadtrip. Dieser aber entwickelt sich anders als gedacht, denn Zoe ist noch nicht volljährig und der gemeinsame Aufbruch wirkt wie eine Entführung. Zoe und Will lernen sich auf der Fahrt besser kennen und nicht alle Seiten scheinen positiv. Und manchmal ist aufgeben der bessere Weg zusammen zu sein…

Rezension/Meinung:
Vor Beginn dieser Geschichte erwartet man einen berauschenden Roadtrip, der die Intensität einer jungen Liebe beschreibt und diese auf der Fahrt nur noch mehr festigt. Was man bekommt, ist aber eine ganz andere Story.
Die Liebe zwischen den beiden Hauptprotagonisten ist noch recht frisch, aber beide sind sich sicher, dass der jeweils andere die Liebe des Lebens ist.
Zoe wächst alleine bei ihrem Vater auf, da ihre Mutter als sie noch klein war tödlich verunglückte. Ihr Vater aber behandelt sie nicht gut und es ist nicht selten, dass sie mit blauen Flecken im Gesicht in die Schule kommt.
Diese Flecken waren es, die es schafften die Neugier in Will zu wecken, als er gerade neu in der Schule war. Denn auch er kennt Gewalt und weiß wie es ist, wenn einem die Liebe fehlt. Abgegeben in ein Heim, weitergeschoben von Pflegefamilie zu Pflegefamilie musste er sich immer wieder selbst aus den schlimmsten Lagen befreien.
So verstehen sich die beiden Jugendlichen auf Anhieb und verlieben sich ineinander. Zoes Vater aber kann Will nicht leiden und droht den beiden bis ihnen nur noch die Flucht nach vorne bleibt.
In einer Nacht und Nebel Aktion fliehen sie gemeinsam und machen sich auf den Weg zur Küste. Dort wollen sie Leben: glücklich und verheiratet.
Zoe die das alles naiv und glücklich sieht, bemerkt erst zu spät Wills ängstliche Blicke in den Rückspiegel des Autos, seine nervösen Finger, wenn die Polizei in der Nähe ist und all das Geld, welches ein Heimkind nicht haben sollte.
Sie lieben sich – keine Frage, aber schon bald gerät die Fahrt ins Glück zu einer Katastrophe. Es werden nicht nur Gefühle verletzt und es beginnt eine Jagd, die die Zweifel des Weges den sie eingeschlagen haben immer weiter wachsen lässt – bis jeder Ausweg versperrt scheint…

„Zoe und Will“ ist nicht der erwartete Roadtrip, der mich einlullen und durch die Weiten Amerikas führen sollte.
Schon gar nicht darf man hier eine Geschichte voller „Friede, Freude, Eierkuchen“ erwarten. Denn gleich die ersten Seiten machen klar, dass dieses Buch alles andere als leicht zu verdauen ist. Dies setzt sich auch auf den weiteren Seiten fort und man gerät in einen Strudel, dem man nicht entfliehen kann.
Man wünscht sich dass die beiden einfach nur ihr gemeinsames Glück finden, doch die Erlebnisse lassen schon ahnen, dass es hier alles andere als leicht wird dies zu verwirklichen.

Dieser Jugendroman ist so realistisch geschrieben, dass dem Leser immer wieder kalte und warme Schauer über den Rücken laufen.
Die Sicht wechselt immer wieder zwischen den beiden Personen hin und her und man kann so erfahren was beide denken und fühlen. Ab und an überschneiden sich diese Teile, so dass man auch die Szenen aus dem anderen Blickwinkel noch einmal nachempfinden kann.
Die Worte sind von der Autorin gut gewählt und passen sich der ganzen Zeit und Umgebung an.
Als Leser verfolgt man wie die beiden sich näher kommen, voneinander entfernen und auch ein Stück weit erwachsener werden.

Das Finale ist unvermeidlich und reißt jeden mit. Der Atem stockt und eigentlich möchte man nicht glauben was man liest – und dennoch fügt es sich perfekt in die vorweg erlebten Ereignisse.
Romantik sucht man trotz der jungen Liebe vergebens, dafür findet jeder für sich Wahrheiten, mit denen er niemals gerechnet hat und besonders Wills Vergangenheit kann gut aufgearbeitet werden.

Ein Buch das einen bedrückt und überrascht zurück lässt; die Ängste der Jugend aufzeigt und einen wachrüttelt gegenüber den Dingen die man manchmal einfach hinnimmt, aus Angst sich irgendwo einzumischen.
Emotional und spannend weit und lange oben gehalten mit einem Abschluss der sicherlich nicht jedermann zufrieden zurück lässt.



Die Autorin:
Kristin Halbrook lebt in Seattle. Sie liebt guten Kaffee, gutes Essen, gute Musik, hin und wieder Sport und natürlich Bücher. Die Geschichte von Zoe und Will ist ihr Debütroman.

Weitere Bücher:
(bisher keine weiteren deutschen Veröffentlichungen)

Quelle: Cover von der Verlagshomepage, Bilder der Autorin von ihrem Blog und Bild des Posts von Lesefee.




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