[Rezi] #23/14 - Mit Worten kann ich fliegen


Rezension:
"Mit Worten kann ich fliegen" ist ein Buch, das ich gerne jeden Leser ans Herz legen mag.
Die Autorin Sharon Draper verleiht einem Menschen eine Stimme, die oft ungehört bleibt und zeigt damit auf, was wir oftmals gar nicht bemerken würden.

Schon die Einstiegsworte des Buches machen es schwer sich wieder davon abzuwenden. Man bekommt sogleich das Gefühl dieses Buch in einem Rutsch lesen zu wollen, sollte es sich aber dennoch gut einteilen, denn an einigen Stellen muss man mit der Luft ringen.
Das Thema "Behinderungen" ist in Büchern nur selten aus der Sicht der Betroffenen geschrieben und aus diesem Grund kann man sich oft nicht vorstellen, wie es wirklich ist in seinem eigenen Körper gefangen zu sein, nicht handeln zu können wie man will und  wenn alle Taten falsch gedeutet werden.

Die Autorin gibt hier der jungen Melody die Stimme und macht deutlich, was hinter einer Fassade stecken kann, die die meisten Menschen dazu bewegt den Blick abzuwenden.
Bedrückt verfolgt man, wie dieses starke und gleichzeitig zerbrechliche Mädchen ihren Gedanken Ausdruck verleihen möchte, aber  immer wieder gegen Mauern rennt bzw. fährt, denn die Gesellschaft - selbst ihre Eltern - wollen und können nicht erkennen, was wirklich hinter den aufgeweckten Augen steckt.

Doch trotz ihrer scheinbar unabänderlichen Situation; der Wut über den Körper, der bei allem Hilfe braucht; dem Schweigen, dass über ihre Lippen dringt und dem Kopf voller fliegender Worte, wird man immer wieder zum Schmunzeln gebracht. Denn nicht genug, dass das ausgeschlossene und abgestellte Mädchen vor Intelligenz strotz, auch Humor hat sie jede Menge.

Als Leser verzweifelt man oftmals mit ihr, wenn sie versucht anderen Menschen etwas zu zeigen oder klarzumachen und nur abschätzige Blicke auf sie fallen oder sie wiederholt falsch verstanden wird.

Neben Melody selbst, spielt auch ihre Familie eine große Rolle: Die Eltern, die sich zwar gut um sie kümmern, aber genau wie alle anderen nicht wirklich wissen, was sie will; eine Mutter die aber spürt, was in ihrem Kind steckt und sich nicht von den abwertenden Kommentaren von anderen unterkriegen lässt und für ihr Kind einsteht und kämpft; und Familienzuwachs, der das ganze Leben komplett auf den Kopf stellt.

Es sind nicht nur die traurigen und bedrückenden Momente der Geschichte, die einen zum nachdenken bringen. Auch, oder gerade, die Momente in denen man verfolgt, was in diesem Mädchen steckt; wie viel Kraft sie trotz aller Niederschläge und Zurückweisung aufbringen kann und die Freude, als sie es endlich schafft ihre Worte fliegen zu lassen, machen dieses Buch so wunderbar.

Eine Lektüre der man sich nicht einfach entziehen kann. Auch wenn die Gestaltung schon fast anlockend wirkt, sollte man sich darüber im Klaren sein, dass der Inhalt, der sich hinter dem schönen Cover verbirgt, alles andere als leicht wegzustecken ist.
Das Buch ist wie eine Achterbahnfahrt, die man mit Melody mitmacht. Melody einem so starken Mädchen, dass man gar nicht mehr umhin kommt, auf der Straße genauer hinzusehen, wenn jemand im Rollstuhl vorbeifährt und sich fragt, ob hinter den bewegungslosen Gesichtsmuskeln genauso viel Ungehörtes darauf wartet endlich frei gelassen zu werden.

So kurz die Geschichte auch ist, so intensiv dringt sie in einen und verbleibt noch lange in den Gedanken. Ich bezweifel sogar, dass sie jemals ganz aus dem Gedächtnis verschwinden kann.

Der Schreibstil voller Wortgewandheit, voller Herz und Sehnsucht. Melodys Worte sind es die hier einen Weg finden und in die eigenen Gedanken übergehen, sich dort festhaken um so einige Gedankengänge komplett zu verändern.

Nicht nur für Themeninteressierte, wie Betroffene und Verwandte von diesen. Sondern auch ein Buch für Menschen mit harten Vorurteilen, die vielleicht auch einfach nur aus Angst rühren. Sicherlich auch eine sehr gute Schullektüre und die diejenigen aufweckt, die ihr Gesicht lieber abwenden als hinzusehen.

Emotional, wunderbar und leichtläufig - einfach lesenswert!


Die Autorin:
Sharon Draper ist eine Autorin, die mehrfach auf der »New-York-Times«-Bestsellerliste stand und seit Jahren erfolgreich Kinder- und Jugendbücher schreibt. Sie hat bereits zwei Mal den Coretta Scott King Award gewonnen. Heute lebt sie als Englischlehrerin in Cincinnati, Ohio.

Weitere Bücher:
Quelle: Coverbild, Autorenfoto und Vita von Ueberreuter.


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Kommentare

  1. "Mit Worten kann ich fliegen" - der Titel allein spricht mich schon an! Allerdings gingen meine Gedanke in ein total andere Richtung. Nach der Beschreibung war mir wieder einmal klar, wie wichtig es ist, keine Vorurteile zu haben. Die Welt des anderen kann halt kaum wirklich erfasst werden. Ausser es ist die Bereitschaft vorhanden sich auf das Gegenüber wirklich einzulassen. Vielen Dank - Gottfried Rath

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  2. Total schön gemach auch mit Bild von Autorin :) weiß nicht ob ich das Buch lesen :/ aber werde es mir vielleicht mal anschauen. Schau mal bei mir vorbei

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