[Rezi] #7/14 - Eine Handvoll Worte

Autor: Jojo Moyes
Titel: Eine Handvoll Worte
Originaltitel: The Last Letter From Your Lover
Genre: Roman
Verlag: Rowohlt (Reinbek bei Hamburg)
 Erschienen: 10/2013
 Seiten: 592 S.
ISBN: 978-3-499-26776-5

"Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!"
(1. Satz)

Persönliche Zusamennfassung:
Ein Postfach das vierzig Jahre existiert und in dem nie ein Brief gelandet ist. Beziehungen die von Anfang an aussichtslos erscheinen und mitten drin Ellie, Journalistin und im Liebesdilemma. Während ihrer Recherchen für die Jubiläumsausgab,e der Zeitung bei der sie arbeitet, findet sie einen Brief, dessen Worte in ihr ungeahnte Saiten erklingen lassen. Sie will mehr wissen: Wer verfasste diesen Brief? Und was ist aus dem Mann mit den wunderbaren Worten geworden? Ellie landet in Jennifer Stirlings Vergangenheit und diese lässt sich nicht mehr los…

Rezension/Meinung:
Durch „Ein ganzes halbes Jahr“ geprägt, habe ich etwas Ähnliches von der Autorin erwartet - habe diesen Gedanken aber schnell verworfen. Auch hier kann man wie erwartet die tiefe Verbundenheit der Liebe spüren, anders aber ist dies nicht nur eine moderne und lustige Geschichte, sondern eine Reise in die Vergangenheit.
Eine Beschreibung einer so intensiven Liebe, die man sich kaum vorstellen kann, aber gleichzeitig ersehnt. Ein Roman, der von Seite eins an das Herz berührt und nur schwerlich wieder frei gibt.

Parallel werden hier zwei Geschichten erzählt: Auf der einen Erzählseite steht Jennifer Stirling, lebend in den 1960er mit harten Regeln und einem Ehemann, der nicht ihr Herz berühren kann. Gerade hat sie einen schweren Autounfall überlebt und scheint niemanden um sich herum zu erkennen. Mutter und Mann kümmern sich aufopferungsvoll um sie, wollen aber kein Wort über das Geschehene verlieren. Die Frau fügt sich in ihr Schicksal und akzeptiert ihr Lebensumstände, auch wenn sie dank ihrer Haushaltshilfe schnell merkt, dass hinter dem Schweigen der anderen mehr steckt.
Durch Zufall entdeckt sie eines Tages zwischen alten Sachen einen handgeschriebenen Brief. Die wenigen Worte durchzucken sie wie ein Blitz und eine unerklärliche Sehnsucht in ihr wird geweckt. Wer ist „B.“? Und was hat er mit ihr zu tun gehabt? Jennifer wird klar, dass sie in ihrer Vergangenheit Geheimnisse vor ihrem Mann hatte.
Nach und nach steigen Erinnerungen in ihr auf und ihr wird klar, warum sie sich in der Nähe ihres Ehemannes so unwohl fühlt...
Die andere Seite wirft einen Blick in die Gegenwart auf die junge Ellie, deren Leben aktuell ein einziges Chaos scheint: Nicht nur das sie mit einem verheirateten Mann schläft und immer wieder hofft, dass er sich von seiner Frau trennt, auch der Job bringt sie in Bedrängnis. Schreiben war schon immer ihre Leidenschaft und sie ist froh dies tun zu können, ihre Chefin aber macht ihr das Leben schwer und versucht ihren Arbeitsplatz zu streichen. Für die Jubiläumsausgabe will Ellie daher etwas ganz Besonderes schaffen. Abgelenkt wird sie aber als ihr alte Archivakten in die Hände fallen, zwischen denen sich ein Brief befindet, der zwar an Worten nicht viel hergibt, aber so intensiv geschrieben ist, dass er sie tief berührt.
Ihr journalistischer Spürsinn ist geweckt und sie versucht herauszufinden, was es mit diesem Brief auf sich hat. Schnell gerät Ellie in den Sog der Vergangenheit und verliert dadurch ihre eigentliche Aufgabe aus den Augen und riskiert ihren Job. Gleichzeitig wird die Sehnsucht nach ihrem Liebhaber immer stärker – er aber scheint sie immer auf Abstand zu halten und verletzt sie immer mehr.
Da trifft sie auf einen Arbeitskollegen, der ihr zeigt, dass es noch mehr im Leben gibt als zu warten. Während Jennifer in der Vergangenheit nach ihrer großen Liebe sucht und versucht die Wahrheit zu erkennen, beginnt Ellie immer mehr Puzzleteile aneinander zu fügen und beide Geschichte scheinen sich zu vereinen...

Mit „Eine Handvoll Worte“ hat es Jojo Moyes geschafft, dass auch von mir so sehr gemochte „Ein ganzes halbes Jahr“ zu übertreffen.
Nur selten konnte mich eine Geschichte gleichzeitig so gefühlvoll überzeugen und an jede einzelne Seite fesseln. Was Anfangs so unscheinbar wirkt und wo man glaubt, dass das Leben in manchen Situationen keinen Ausweg zulässt, wird man von den Worten und Taten der Protagonisten überrascht und kann schnell neue Verbindungen ziehen und freut sich über die Wendungen.

Aber auch kritische Situationen sind hier zu finden. Denn auch wenn es oftmals beschwiegen wird, ist eines der Hauptthemen des Buches das Fremdgehen. Nicht nur die verheiratete Jennifer griff einst nach diesem Ausweg, auch Ellie bedient sich diesem Element und so stecken beiden Frauen ansatzweise in ähnlichen Situationen.
Trotz des Betrugs kann man beide Frauen verstehen, denn sie folgen in dieser Geschichte einfach nur ihrem Herz und auf dieses sollte man hören.

Der Schreibstil konnte mich wieder einmal völlig überzeugen.
Zudem sollte bedacht werden, dass nicht „Ein ganzes halbes Jahr“ das erste Buch der Autorin war, sondern dieses noch vor dem Bestseller aus dem vergangenen Jahr erschienen ist. Erst nach dem großartigen Erfolg kam die Idee "Eine Handvoll Worte" noch einmal neu aufzulegen und somit noch einmal den geebneten Weg zu betreten.
Im Nachhinein würde ich sagen, dass beide Bücher schön sind, aber „Eine handvoll Worte“ einfach so intensiv berührt, dass man sich der Geschichte nicht verwehren kann.
Wer natürlich auf den vorangegangenen Titel fixiert war und sich daher nicht von den Vorstellungen einer ähnlichen Geschichte lösen konnte, wird nicht ganz überzeugt sein.

Die Figuren sind gut herausgearbeitet und auch die Trennung zwischen den Zeiten ist gut gelungen. Gut fand ich die Briefe, Mails und SMS die immer wieder zwischendrin einen Platz finden. Man scheint diese jedes Mal gut einzuschätzen und wird trotz der klaren Umrisse immer wieder aufs neue in eine andere Richtung gelenkt und kann sich nie sicher sein, richtig zu liegen, wer was geschrieben hat. Zu keinem Augenblick hatte ich das Gefühl mich in den Worten nicht mehr zurecht zu finden.

Was mich nur etwas ins Grübeln brachte, war die Frage, ob es in den 1960er noch so war, dass sich eine Frau nicht trauen konnte sich von ihrem Mann zu trennen. Dies hätte ich eher in die 1930er verlegt, hier wäre die Geschichte aber natürlich nicht mehr ganz aufgegangen.

Auch wenn es so wirkt, ist dies aber nicht nur eine Liebesgeschichte.
Die Autorin hat Erlebnisse aus der Zeit mit eingebracht, die klar machen, dass sie sich auch mit der Zeit auseinander gesetzt hat, in die sie die Erlebnisse geschrieben hat. Somit ein – wenn auch nur kleines – Zeitzeugnis, das überzeugen kann.

Man muss die ruhigen Worte der Autorin auf sich wirken lassen und sich einfach in die Seiten und die Geschichten fallen lassen. Ein Buch voller Worte, die die handvoll Worte zu einem großen Ereignis machen und mehr Leben verändern, als sie beabsichtigten.

Ein Roman voller Sehnsucht, Hoffnung, Angst und Mut, mit einem Ende, das jedem Leser ein Lächeln auf das Gesicht zaubern muss.


Cover:
Auch wenn das Cover sehr an den Vorgänger erinnert, gefällt es mir sehr gut. Die davonfliegenden Briefe und das Farbspiel passen sehr gut zueinader und stimmen den Leser schon einmal auf die Geschichte ein.

Die Autorin:
Jojo Moyes, geboren 1969, hat Journalistik studiert und für die «Sunday Morning Post» in Hongkong und den «Independent» in London gearbeitet. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern auf einer Farm in Essex.

Weitere Bücher:
Quelle: Bilder und Vita von der Verlagshomepage.


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