[Rezi] No Exit

Autor: Daniel Grey Marshall
Titel: No Exit
Originaltitel: Still can't see nothin' comin'
Genre: Jugendroman
Verlag: cbt (München)
Erscheinungsjahr: 2006
Seiten: 345 S.
ISBN: 978-3-570-30194-4

"Leslie traf sich gestern mit mir an der Busaltestelle"
(1. Satz)

Persönliche Zusammenfassung:
Jim ist gerade einmal 15 Jahre jung, hat aber schon ein Leben voller Tiefen hinter sich. Drogen und Alkohol gehörten lange zu seinen täglichen Süchten und auch Schläge von seinem Vater sind ein alltägliches Prozedere. Er teilt seine Leiden mit seinen Geschwister, die er versucht zu beschützen. Doch als seine geliebte Schwester nur noch einen Ausweg findet, gleitet er selbst in eine Welt voller Gewalt und findet nur schwer wieder einen Weg hinaus.

Rezension/Meinung:
"No Exit" wird das Herz jeden Lesers berühren.
Anfänglich wirkt das Buch wie eine chaotische Aneinanderreihung von Worten, in die man sich erst einmal hineindenken muss.
Jim erzählt geradeheraus und ohne Umschweife seine Geschichte zwischen den Jahren 1991 und 1992. Es sind die Jahre die sein Leben komplett auf den Kopf gestellt haben und einen anderen Menschen aus ihm gemacht haben.

Die Tagebuchform ist gut gewählt, denn durch die Monatsangaben kann man der Geschichte gut folgen. Doch gleich am Anfang spürt man, dass der unsichere Teenager etwas erlebt haben muss, dass ihm die Freude und das Lachen genommen hat.
Jim scheint erst ein Teenager, der sich plötzlich - und mit Recht - nicht mehr alles gefallen lassen will. Schläge die er von seinem Vater bekommt, hält er aus, nur damit die anderen Familienmitglieder nicht so stark leiden müssen. Aber die Wut die in ihm aufsteigt gegenüber seinem Vater und auch seiner Mutter, die tatenlos zusieht, wird immer stärker. 
Erst sucht er immer öfter die Zuflucht bei seinen Freunden, beginnt zu klauen und sinkt immer tiefer. Es dauert nicht lange bis Alkohol sein ständiger Begleiter ist.
Seine wichtigste Bezugsperson ist seine große Schwester, die er über alles liebt.
Diese aber hält die Übergriffe des Vaters bald nicht mehr aus und erträgt nicht zu sehen, dass auch Jim langsam im Suff untergeht und weiß keinen anderen Weg als sich umzubringen.

Ab diesem Punkt reißt es fast allen Protagonisten des Buches den Boden unter den Füßen weg.
Jeder Einzelne bewegt sich in seiner eigenen abgeschotteten Welt und stürzt immer tiefer ab.
Für Jim und seine Kumples gibt es auch keine Scheu mehr vor Drogen und Waffen und ein gefährliches Spiel mit den bösesten Typen der Stadt beginnt.
Es geht so weit, dass die drei die Kontrolle über sich selbst verlieren.

Bedrückt folgt man den Worten Jims und kommt nicht umhin die Verzweiflung in dessen Worten zu spüren.
Daniel Grey Marshall legt dem Leser einen Jungen ans Herz, der doch eigentlich nur mal glücklich sein will, aber von allen Seiten nur negative Dinge erfährt. Anfangs hat man noch das Gefühl, dass er sich die Probleme selbst bereitet, aber nach und nach wird klar, das er selbst nichts dagegen tun kann.

Eine Geschichte die einen mitreißt und ein Bild eines Jugendlichen formt, dem man täglich auf der Straße begegnen kann. Durch die gewöhnliche Wortwahl und den oft flapsigen Unterton will man fast vergessen, was zu alledem geführt hat. Doch gibt es in dieser grausam ungerechten Geschichte auch Menschen, die das positive in dem Teenager sehen und ihm ihre Hand reichen - wenn auch nur scheu.

Ein Buch wie eine Achterbahnfahrt im Dunkeln, bei der man nicht weiß was einem am Ende des Tunnels begegnen wird. Ein Buch wie eine Berührung im Herz, einem Gefühl von Trauer und Hoffnung.
Eine Geschichte nicht nur für Jugendliche, die niemanden kalt lässt und durch die Leichtigkeit der Worte und der schweren Bedeutung derer nur aufzeigt, wie einfach es ist, jemandem zu begegnen, der nach außen hin eine Art an den Tag legt, die einen Abstand halten lässt und innen drin ein zerrissenes und einsames Leben aufweist, dass einfach nur geliebt werden möchte.


Cover/Titel:
Das Hauptaugenmerk liegt auf dem Gesicht des Jungen, der dem Leser ausdruckslos entgegen blickt. Keine Regung ist zu erkennen und somit kann man sich auch keine Meinung bilden. Der Titel weist schon darauf hin, dass es in dieser Geschichte kein klares Ende geben kann und eben keinen Ausweg aus dem harten Weg, den der Protagonist gehen muss.

Der Autor:
Daniel Grey Marshall ist Mitte Zwanzig, wuchs in Wisconsin auf und lebt heute in New York. Nach einer Alkohol- und Drogenkarriere in früher Jugend begann er mit fünfzehn Jahren, „No exit“ zu schreiben. Das Debüt wurde in den USA von Kritikern hoch gelobt, von vielen Lesern als das authentischste und beste Buch, das sie je gelesen haben, bezeichnet. 

Weitere Bücher
(keine weiteren deutschen Veröffentlichungen)

Quelle: Bilder und Vita von der Verlagshomepage.

Kommentare

  1. Sehr schöne Rezension :)
    Habe auch eine verfasst, vielleicht willst du mal schauen?

    http://alenas-buecherkiste.blogspot.de/

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